Spenden und Helfen

Steht der "teure Patient" irrtümlich am Pranger?

07.09.07 - Eine PKV-Studie korrigiert die These von der ungleichen Kostenverteilung unter Versicherungsnehmern.

20 Prozent der Versicherten würden 80 Prozent des Budgets aufbrauchen, so eine bis vor Kurzem gerne zitierte Unterstellung, die chronisch Kranke und ältere Versicherte für den Löwenanteil der Kosten verantwortlich machte. Das Wissenschaftliche Institut der Privaten Krankenversicherung relativiert die Milchmädchenrechnung durch aktuelle Studienergebnisse.

Von wegen 80 Prozent der Kosten: Die Ausgaben für insgesamt 625.000 beihilfeberechtige privat Versicherte wurden über zehn Jahre hinweg beobachtet. Unter den Männern sorgten die 20 ausgabenstärksten Prozent für 55 bis 64 Prozent der Ausgaben, je nach Alter. Bei den Frauen waren es 54 bis 59 Prozent. Hinzu kommt, dass nur ein Bruchteil der "teuren Patienten" des einen Jahres im Folgejahr ebenfalls zu den "teuersten" zählt. Ebenfalls falsch ist die Behauptung, das Verhältnis sei in den vergangenen zehn Jahren noch weiter auseinandergedriftet: Das Gegenteil ist der Fall.

Inzwischen haben Politik und Kassen ihre Weichen allerdings schon nach der 80-zu-20-These gestellt: Desease-Management-Programme für chronisch Kranke, integrierte Versorgung und ähnliche Praktiken sollen wesentlich zur Stabilität des Gesundheitssystems beitragen. Möglicherweise muss man hier manches überdenken. - Interessanterweise konnte diese Studie am ehesten unter privat Versicherten durchgeführt werden - bei den gesetzlich Versicherten mit quartalsweiser Arzthonorarabrechnung ließen sich die Ausgaben für bestimmte Versichertengruppen gar nicht in der Form nachvollziehen.

Quelle: Ärzte Zeitung, 29.08.07

Redaktion: AMSEL e.V., 07.09.2007