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Zimt gegen Multiple Sklerose?

Der Zimtsäureester könnte ein geeigneter Wirkstoffkandidat gegen Allergien sein, so ein Nachwuchsforscher der Universität Jena. Auch gegen MS? Die AMSEL-Onlineredaktion hat nachgehakt.

Dr. Carlo Pergola fand zusammen mit Kollegen aus Jena, Tübingen und Neapel einen neuen Wirkstoff-Kandidaten zur Behandlung von Allergien und Entzündungen. Dafür ist der Jenaer Nachwuchswissenschaftler mit dem diesjährigen internationalen Forschungspreis der italienischen Nunzio Pascale-Stiftung ausgezeichnet worden.

Die AMSEL-Onlineredaktion hakte nach, ob sich CDC - ein auf Zimt basierender Wirkstoff - möglicherweise auch gegen Multiple Sklerose einsetzen lässt. Dr. Pergolas Antwort war positiv - hier die Übersetzung:

Unsere Arbeitsgruppe hat gezeigt, dass CDC ein potenter Unterdrücker der 5-Lipoxygenase und der Produkte dieses Enzymes ist. Das sind die sogenannten Leukotrienen, die stark ins Enzündungsgeschehen eingebunden sind.

Auch wenn die genaue Rolle der Leukotrienen bei Multipler Sklerose noch ungewiss ist (sie wird kontrovers diskutiert), so gilt die 5-Lipoxygenase dennoch als potenzielles Ziel einer MS-Therapie. Sowohl die Ergebnisse von Studien mit Tiermodellen weisen darauf hin wie auch die erhöhte Leukotrienenkonzentration im Nervenwasser von Multiple-Sklerose-Patienten.

Daher würde CDC einen geeigneten Wirkstoff-Kandidaten abgeben, um MS-Symptome zu verbessern. Darüberhinaus könnten die antioxidativen Eigenschaften von CDC neuroprotektive Auswirkungen haben. Es liegen zwar keine gesicherten Daten vor, doch zumindest die Struktur des Wirkstoffes lässt vermuten, dass er auch die Blut-Hirn-Schranke passieren kann.

Wir müssen allerdings einräumen, dass wir die Effekte bislang erst in einem akuten vorklinischen Entzündungsmodell testen

konnten. Akurate Analysen der Wirksamkeit bei chronischen Krankheiten stehen also noch nicht zur Verfügung. Auch die mögliche Toxizität von CDC muss erst noch geprüft werden, bevor weitere Studien gerechtfertigt sind.

Übrigens: CDC ist ein Zimtsäureester. Es wird synthetisch hergestellt. Seine chemische Formel lautet Cinnamyl-3,4-Dihydroxy-alpha-Cyanocinnamate, abgekürzt CDC. Mit Zimtpulver wie man es in asiatischen Gerichten oder auf dem Apfelstrudel findet, hat CDC nur wenig zu tun. Von einer Selbsttherapie mit herkömmlichem Zimt ist sogar dringend abzuraten, das hier das giftige Cumarin enthalten ist.

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Juli 2011; Interview mit Dr.

Redaktion: AMSEL e.V., 30.08.2011