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US-Zulassung von Lemtrada in Gefahr

Selten sind sich die Gesundheitsbehörden so uneinig. Während Alemtuzumab in der EU sogar als Basistherapie zugelassen wurde, kommen bei der FDA Zweifel auf, das Medikament überhaupt zuzulassen.

Die FDA (Federal Drug Administration) hält die Risiken von Alemtuzumab (Lemtrada) möglicherweise für zu groß, um es in den USA als Mittel gegen Multiple Sklerose zuzulassen, berichtet das Handelsblatt und nennt als Informationsquelle die FDA. Dabei ist das Mittel Hoffnungsträger für viele Betroffene.

Die Wirkung ist Studien zufolge deutlich gegenüber Betainterferon. rund 50% Schubreduktion ergaben Studiendaten. Hinzu kommt, dass die Substanz im ersten Jahr nur auf 5 aufeinander folgenden Tagen, im 2. Jahr 3 Mal hintereinander und dann nie wieder als Infusion gegeben werden muss. Sehr bequem also nicht nur für Spritzmuffel, sondern auch für Tablettenvergesser.

Psychische Komponente

Ständig ein Medikament nehmen zu müssen hat auch eine psychische Komponente: Man wird ständig an die Multiple Sklerose erinnert. Vor allem Neuerkrankte stehen nicht unbedingt darauf. Verständlich: Sofern Behinderungen wie Blasenprobleme, Seh- oder Gehstörungen einen nicht dauerhaft mit seiner chronischen Krankheit konfrontieren, will man die Diagnose am liebsten vergessen. Das fällt schwer, wenn man sich jeden zweiten Tag spritzen oder täglich Tabletten schlucken muss.

Das beeindruckt die Entscheider der FDA wenig. Sie argumentieren mit den relativ hohen, teils sogar tödlichen Nebenwirkungen des Medikamentes. Besonders Schilddrüsenerkrankungen, Thrombozythopenie und Nierenerkrankungen sind nicht auszuschließen neben Herpesinfektionen und Schmerzen nach der Infektion.

Engmaschige Kontrolle unerlässlich

All dies erfordert engmaschige Kontrollen auch noch 4 Jahre nach der letzten Infusion. Und relativiert damit die oben angesprochene psychische Komponente.

Das Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil muss sich in einer Balance halten. So sehen dies auch deutsche Neurologen und haben daher entschieden, Lemtrada nur in sehr aktiven Fällen einer frühen MS zu verschreiben, auch wenn das Mittel in Europa erstaunlicherweise als Basistherapeutikum bei Multipler Sklerose zugelassen ist.

Quelle: Handelsblatt, 08.11.2013

Redaktion: AMSEL e.V., 11.11.2013