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Stanford-Forscher klären Eiweiß-Rolle bei Multipler Sklerose

21.06.07 - Im Tiermodell zeigt sich CYRAB als Hauptzielscheibe bei MS. Das kleine Proteinmolekül wird so daran gehindert, den Körper zu schützen.

Ein Eiweißstoff, den der Körper eigentlich produziert, um sich zu schützen, kann bei Multipler Sklerose zur Zielscheibe des Immunangriffs werden, wie eine aktuelle amerikanische Studie aufzeigt. Im Tierversuch gelang es, durch Proteingabe den Effekt positiv zu beeinflussen. Ergebnisse der Studie von Dr. Shalina Ousman, Dr. Lawrence Steinmann und Mitarbeitern an der Stanford University, sind in der Zeitschrift "Nature" publiziert.

Normalerweise können sich Zellen gegen Abwehrfunktionen des eigenen Körpers wehren, etwa indem sie kleine Proteinmoleküle wie CYRAB (auch Alpha B-Crystallin), so genannte "Hitzeschock-Proteine", freisetzen. Es konnte bereits vor dieser Studie gezeigt werden, dass CRYAB möglicherweise eine der Hauptzielscheiben von T-Zellen ist, welche sich gegen das Myelin richten.

Im EAE-Modell (Experimental Autoimmune Encephalomyelitis), mit Mäusen, denen das Gen für die Produktion von CRYAB fehlte, verglichen die Stanford-Forscher deren Krankheitsverlauf mit dem nicht genetisch veränderter Mäuse. Die EAE verlief bei den Mäusen ohne CYRAB-Gen schwerer als bei Mäusen mit normaler CRYAB-Produktion. Die myelinproduzierenden Zellen der "normalen" Mäuse waren scheinbar besser vor dem Zelltod geschützt.

Anschließend untersuchten die Wissenschaftler Patienten mit schubförmig remittierender MS auf CYRAB hin. Sie fanden signifikant mehr Antikörper gegen CRYAB in der Rückenmarksflüssigkeit (dem Liquor) dieser MS-Patienten im Vergleich zu Patienten mit anderen neurologischen Erkrankungen. Rückschluss: Bei MS-Patienten könnte die schützende Eigenschaft von CRYAB blockiert sein.

Einen möglichen Therapieansatz untersuchten die Forscher, indem sie CRYAB bei Mäusen mit EAE verabreichten. Die behandelten Mäuse zeigten einen weniger schweren Krankheitsverlauf, als unbehandelte Artgenossen. Dies könnte sowohl am geringeren Einwandern von Immunzellen in das Gehirn und das Rückenmark liegen als auch an der Unterdrückung der Funktionen dieser Zellen. Behandelte Tiere wiesen zudem weniger Verlust an myelinbildenden Zellen auf.

Fazit scheint der Hinweis, dass eine Substanz, die dem Körper eigentlich als Schutz vor sich selbst dient, durchaus selbst zur Zielscheibe von Immunangriffen werden kann. Die Fähigkeit, das Hirngewebe vor einer Zerstörung zu schützen, wird dann blockiert. Die Forscher sehen in der Anwendung von CRYAB eine zukünftige Therapieoption. Klinische Studien sollen folgen.

Quelle: National Multiple Sclerosis Society (NMSS - amerikanische MS-Gesellschaft), Juni 2007

Redaktion: AMSEL e.V., 21.06.2007