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SPMS: Wirkstoff versagt

Die progredienten Verläufe der Multiplen Sklerose sind schwer zu behandeln, wie diese Studie zum Wirkstoff MBP8298 mit über 500 Patienten wieder einmal zeigt. Aber: Es wird weiter geforscht.

Kanadische Forscher untersuchten in einer Phase-III-Studie zu MBP8298 Wirkung und Verträglichkeit des Wirkstoffes. 612 Patienten mit sekundär progredientem Verlauf wurden untersucht in dieser multizentrischen, randomisierten Doppelblindstudie. Davon wurden 100 Patienten mit einer bestimmten HLA-Expression (DR2- und DR4-) ausgeschlossen.

Kein Unterschied

Die übrigen rund 500 Patienten wurden in einen Wirkstoff- und einen Placeboarm aufgeteilt und über 2 Jahre hinweg entweder mit 500 mg MBP8298 (als monatliche intravenöse Injektion) oder mit Placebo behandelt. Regelmäßig gemessen wurden Faktoren wie EDSS, Schubrate (auch im sekundären Verlauf kann es noch "aufgesetzte" Schübe geben neben dem schleichenden Fortschreiten der Krankheit), MRT-Veränderungen und Lebensqualität.

Ergebnis: Zwischen Placebo- und Wirkstoffarm gab es keine deutlichen Unterschiede, was heißt, dass MBP8298 bei sekundär progredienten Verläufen keinen Vorteil hat gegenüber Placebo.

Über MBP8298

MBP8298 ist ein künstlich hergestelltes sogenanntes myelinbasisches Protein (daher auch "MBP"), das aus 17 Aminosäuren besteht und auf spezielle genetische Expressionen eingehen soll, die sich bei Menschen mit Multipler Sklerose häufen. Es ähnelt dem körpereigenen basischen Myelinprotein.

Für den schubförmigen Verlauf der Multiplen Sklerose gibt es mittlerweile mehrere immunmodulierende Substanzen, welche den Krankheitsfortschritt eindämmen können. Gerade bei den progredienten Verläufen versagen diese Mittel oft, was Wissenschaftler vor allem auf den Umstand schieben, dass sie nicht mit Entzündungen einhergehen. Genau diese Entzündungen sind jedoch der Angriffspunkt der meisten immunmodulierenden Wirkstoffe.

Primär progrediente MS behandelbar ?

Was nicht heißt, dass auf diesem Gebiet die Forschung fehle, wie der Beitrag der Kanadier zeigt. Prof. Horst Wiethölter, ehemaliger Direktor der Neurologischen Abteilung des Bürgerhospitals in Stuttgart, äußerte jüngst, dass er mit einer Behandlung rechne. "Ich bin mir sicher, dass in absehbarer Zeit auch primär chronische Verlaufsformen medikamentös behandelbar werden, insbesondere bei einem sehr frühen Behandlungsbeginn", so der
stellvertretende Vorstand der AMSEL.

Quelle: Neurology, 05.10.2011

Redaktion: AMSEL e.V., 07.10.2011