Sobek-Preis verliehen

26.11.04 - Höchstdotierter MS-Forschungspreis in Europa: Die Roman, Marga und Mareille Sobek-Stiftung zeichnet Wissenschaftler für wegweisende Arbeiten in der Multiple Sklerose-Forschung aus.

Herausragende Auszeichnung für den Wissenschaftler Prof. Dr. med. Reinhard Hohlfeld, Direktor des Instituts für Klinische Neuroimmuno-logie, Universität München und am Max-Planck-Institut für Neurobiologie: Der weltweit anerkannte Neuroimmunologe erhielt heute Abend den mit 100.000 Euro dotierten Sobek-Forschungspreis 2004. Prof. Dr. rer. nat. Burkhard Becher, Zürich, und Dr. med. Heinz Wiendl, Tübingen, bekamen zu gleichen Teilen den mit 10.000 Euro ausgeschriebenen Sobek-Nachwuchspreis 2004.

Aktuelle Infos zu Multiple Sklerose / Sobek-Forschungspreis

Prof. Hohlfeld gelang 1984 als erstem die Isolierung und klonale Kultur von humanen T-Helfer-Lymphozyten, die für die Antikörperproduktion bei der Autoimmunkrankheit Mysthenia gravis von Bedeutung sind. Seit 1990 ist die Pathogenese der Multiple Sklerose (MS) ein wichtiger Schwerpunkt seiner Arbeit. Kürzlich gelang es seiner Arbeitsgruppe, einzelne Zellen im Hirngewebe mit einem mikroskopisch kleinen Laser und modernsten molekulargenetischen Methoden zu untersuchen und erstmals T-Zellrezeptoren von MS-Patienten erfolgreich zu analysieren. Diese Erkenntnisse wirken sich nachhaltig auf die Erforschung der Wirkmechanismen von immunmodulierenden Therapien aus.

Prof. Dr. rer. nat. Burkhard Becher, Universität Zürich, erhielt den Sobek-Nachwuchspreis für seine Arbeiten über die Interaktion von Zellen des Gehirns mit Zellen des Immunsystems und da vor allem für die Aufdeckung der wichtigen Frage, wie das Immunsystem seine Toleranz gegenüber Hirngewebe verliert und damit wie die selbstzerstörenden (autoreaktiven) T-Lymphozyten das Hirngewebe angreifen. Becher fand auch heraus, dass die dendritischen Entzündungszellen eine große Bedeutung für diesen Krankheitsprozess besitzen.

Dr.med. Heinz Wiendl von der Universität Tübingen, ein früherer "Schüler" von Hohlfeld, erhielt den zweiten Nachwuchspreis vor allem für seine originellen Arbeiten über die Rolle kostimulierender Moleküle bei Immunentzündung. Diese Moleküle vermitteln Signale zur Aktivierung dieser Immunzellen und tragen damit entscheidend zur Ausprägung von Immunkrankheiten bei. Neu war, dass HLA-G auf Zelloberflächen im Muskel und Gehirn vorhanden ist und, entgegen anfänglichen Vermutungen, die Entzündung hemmt.

Aus den Forschungsergebnissen aller Preisträger ergeben sich wichtige Impulse für die MS-Therapieforschung.

Die Sobek-Stiftung verleiht ihren Forschungspreis auf Vorschlag eines wissenschaftlichen Beirats in Zusammenarbeit mit der Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft - Bundesverband (DMSG) e.V. und der AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V.. Die Preise wurden heute Abend bei einem Festakt im Neuen Schloss, Stuttgart, überreicht. Die Laudatio auf den Preisträger des Sobek-Forschungspreises hielt Staatsrat Prof. Dr. Konrad Beyreuther.

Mit dem Sobek-Forschungspreis der "Roman, Marga und Mareille Sobek-Stiftung", Renningen, werden richtungsweisende Leistungen von Wissenschaftlern an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Bereich der Multiplen Sklerose und der dazugehörenden Grundlagenforschung ausgezeichnet. Entscheidungskriterien sind allein Qualität und Exzellenz der Forschungsleistung. Es kann sowohl eine außerordentliche wissenschaftliche Einzel- als auch eine Gesamtleistung gewürdigt werden. Der Preis wurde in diesem Jahr zum fünften Mal verliehen.

Redaktion: AMSEL e.V., 23.04.2009