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Rund 80 MS-Gene bekannt

09.09.05 - Die Pharmaindustrie ist auf der Suche nach Erbmaterial.

Mit High-Tech-Analysen möchten Pharma-Unternehmen ihr Wissen um die Bausteinabfolge vergrößern und so neue Medikamente kreieren. Wie die Neue Zürcher Zeitung berichtet, sind am Serono Genetics Institute bereits 80 Gene aufgespürt worden, die bei der MS eine Rolle spielen.

Darunter ist auch das Gen für das Protein Neuroregulin, ein Wachstumsfaktor, der bestimmte Zellen (die Oligodendrozyten) im Zentralnervensystem stimuliert und mit dem Schutz der Myelinschicht zusammenhängt. Welche Rolle das Neuroregulin spielt und ob die Werte den Krankheitsverlauf beeinflussen, kann die Genanalyse allerdings nicht beantworten.

Genetische Analysen sind daher nicht überzubewerten. Längst ist bekannt, dass Krankheiten wie Multiple Sklerose sich nicht auf wenige veränderte Gene zurückführen lassen, sondern mehrere, ganz verschiedene Ursachen haben, was etwa auch für Alzheimer und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt. Unbestritten ist, dass Genveränderung, Gendefekt und Umwelteinflüsse zusammenspielen müssen, um die jeweilige Krankheit ausbrechen zu lassen - ein ganzes Bündel an Ursachen also.

Die Genuntersuchungen haben jedoch den Vorteil, klassisch Antikörper entwickeln zu können, die sich gegen ein bestimmtes Protein richten, und sie können zudem Informationen darüber liefern, welcher Patient auf ein bestimmtes Medikament reagieren wird und welcher nicht (responder/non-responder).

Auch zur Bestimmung des Krankheitstyps sind Genanalysen wichtig. Von der Leukämie weiß man heute, dass sie bei unterschiedlichen Menschen keineswegs genetisch gleich abläuft. So kann eine Therapie gefunden werden, die auf den speziellen Typ zugeschnitten ist anstatt alle Patienten über einen Kamm zu scheren.

Redaktion: AMSEL e.V., 26.10.2006