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Premiere: MS-Mittel in WHO-Liste

Die Weltgesundheitsorganisation hat erstmals Mittel gegen Multiple Sklerose in ihre "Liste der unentbehrlichen Arzneimittel" mit aufgenommen. Die WHO-Liste wächst jedes Jahr.

Schon über 500 Wirkstoffe nennt die WHO 2023 in ihrer Liste der unentbehrlichen Arzneimittel. Darunter befinden sich nun auch drei Wirkstoffe gegen Multiple Sklerose:

  • Cladribin,
  • Glatirameracetat und
  • Rituximab.

Ziel der aktualisierten Listen [neben einer allgemeinen gibt es auch eine speziell für Kinder; Anm.d.R.] ist es, so die WHO in einer Pressemitteilung, den Zugang zu innovativen Arzneimitteln mit klarem klinischen Nutzen zu erleichtern. Diese Behandlungen könnten weltweit sehr große Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben, ohne die Gesundheitsbudgets von Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu gefährden.

Lücke geschlossen: MS ist in der WHO-Liste

Die drei gegen Multiple Sklerose eingesetzten Wirkstoffe nun in die Liste aufzunehmen, würde eine Lücke schließen. Denn zwar sei Multiple Sklerose bisher nicht heilbar, sondern nur medikamentös einzugrenzen, aber bei weltweit ca. 2,8 Millionen Betroffenen würde die Behandlung der MS sehr viel Last von diesen Betroffenen nehmen.

Auffällig an der Liste der drei Wirkstoffe ist ihre Verteilung über alle Wirksamkeitskategorien (Glatirameracetat liegt bei 1, Cladribin bei 2 und Rituximab als Vorläufer von Ocrelizumab bei 3) und über alle Darreichungsformen (Tablette, Injektion und Infusion), dass sie alle Indikationen abdecken (Rituximab auch bei progredientem Verlauf) und zudem, dass Rituximab nur Off-Label Einsatz bei MS findet.

Das begründet die WHO so: "Angesichts der Evidenzbasis und der gestiegenen Erschwinglichkeit von Rituximab, einschließlich der Verfügbarkeit präqualifizierter Biosimilars, wurde Rituximab als unentbehrliches Arzneimittel zur Behandlung von schubförmig-remittierender und progredienter MS gegenüber zugelassenen Alternativen priorisiert." In Deutschland beispielsweise ist nur Ocrelizumab zugelassen und wird auch zumeist verordnet, während in Schweden das Off-Label-Medikament Rituximab häufig verschrieben wird.

Off-Label-Einsatz

Rituximab mitaufzunehmen anstatt von Ocrelizumab deckt sich auch mit den allgemeinen Zielen der Liste unentbehrlicher Arzneimittel, denn diese sollen nicht nur erwiesenermaßen wirksam und verfügbar sein, sondern zudem die teils deutlich kleineren Gesundheitsbudgets ärmerer Länder mitbetrachten.

Die Liste umfasst neben Wirkstoffen im engeren Sinn auch Anästhesiemittel, diagnostische Mittel, Vitamine und Desinfektionsmittel. Sie kann als Goldstandard und zugleich kleinster gemeinsamer Nenner der wünschenswerten Ausstattung mit medizinischen Präparaten in Gesundheitssystemen gelten.

Quelle: Pressemitteilung der WHO, 26-07-2023; WHO Model List of Essentzial Medicines (Pdf), abgerufen am 18.09.2023.

Redaktion: AMSEL e.V., 18.09.2023