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Pregabalin gezielt einsetzen

Pregabalin, Handelsname: Lyrica, sorgt aktuell für große Unruhe in der Multiple-Sklerose-Community. Der Grund: zunehmende Todesfälle im Zusammenhang mit dem neuropathischen Schmerzhemmer. Prof. Mathias Mäurer kann beruhigen.

Bei neuropathischen Schmerzen helfen Aspirin und Co. nicht weiter. Die Schmerzursache ist hier eine andere, darum kommen häufig Antiepileptika wie Pregabalin zum Einsatz. Zugelassen ist das Antikonvulsivum in der Europäischen Union seit 2004 nicht nur bei Neuralgien, sondern auch bei Epilepsie und generalisierter Angststörung. Daher kennen sehr viele Menschen Pregabalin, haben es womöglich bereits einmal verschrieben bekommen, zum Beispiel unter dem Markennamen des Originalpräparates Lyrica oder auch als eines seiner zahlreichen Generika (Algecia, Pregabador, Pregabalin AbZ, Pregabalin Hennig, Pregabalin-neuraxpharm, Pregabalin Pfizer, Pregabalin-ratiopharm, Pregabin oder PregaTab).

Pregabalin: missbräuchlich eingesetzt und zu hoch dosiert

Die Times hatte diesen März Nachforschungen publiziert, denen zufolge es zu mehreren tausend Todesfällen allein in Großbritannien im Zusammenhang mit dem Wirkstoff gekommen war. Dies ist selbstverständlich beängstigend für alle Anwender des Antiepileptikums, darunter auch viele Menschen mit Multipler Sklerose. Neuropathische Schmerzen sind allerdings oft sehr intensiv und schränken die Lebensqualität stark ein. Darum brauchen diese Patientinnen und Patienten ein gut wirksames Mittel wie eben den Wirkstoff Pregabalin.

Professor Mathias Mäurer kann die MS-Community beruhigen: Zu schweren Wechsel- oder auch Nebenwirkungen kommt es, wenn man die Studien dazu genauer betrachtet, vor allen Dingen beim gleichzeitigem Gebrauch von Opiaten. Die Todesfälle beruhten außerdem häufig auf Anwendungen ohne ärztliche Verschreibung, zum Beispiel im Rahmen eines Drogenmissbrauchs. Gabapentinoide, und dazu zählt Pregabalin, sind häufig ein "Nebenkonsum" bei tödlichen Überdosierungen von Drogen.

Pregabalin als potentes Mittel in der symptomatischen MS-Therapie

Verschwiegen werden sollte jedoch nicht, dass die gleichzeitige Einnahme von Opiaten, aber auch von Alkohol die Nebenwirkungen von Pregabalin verstärken können. Ebenso selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Antidepressiva) und Benzodiazepine (vielfach eingesetzt als Muskelrelaxans, zur Beruhigung etc.; Valium gehört zu dieser Gruppe) verstärken die sedierende Wirkung. Pregabalin kann außerdem abhängig machen, jedoch zeigten Untersuchungen eine abhängig machende Wirkung bisher nur bei Dosierungen, die höher lagen, als die therapeutisch empfohlenen, wie die im Rahmen einer symptomatischen MS-Behandlung.

Professor Mathias Mäurer geht anhand der vorliegenden Daten davon aus, dass Pregabalin nicht abhängig macht, so es der Indikation entsprechend verschrieben und entsprechend eingesetzt wird. Also zum Beispiel Pregabalin in der empfohlenen Dosierung bei MS-bedingten neuropathischen Schmerzen im Rahmen einer symptomatischen Therapie. Richtig eingesetzt, kann Pregabalin die Lebensqualität vieler Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose stark verbessern, weil es sehr starke Schmerzen gut lindern kann. Keinesfalls sollten durch die aktuellen Nachrichten beunruhigte Patientinnen und Patienten Pregabalin absetzen, ohne vorher ihren Arzt konsultiert zu haben.

Quellen: MS-Docblog, 26.03.2024; Wikipedia, aufgerufen am 26.03.2024; The Times, 10.03.2024 (engl.; kostenpflichtiger Zugang); Metro (engl.), 03.03.2024.

Redaktion: AMSEL e.V., 02.04.2024