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Nimmt Multiple Sklerose unter Frauen zu?

02.05.07 - Das Verhältnis von zwei MS-betroffenen Frauen auf einen MS-betroffenen Mann könnte drastisch ins Wanken geraten. Das legen die statistischen Zahlen eines amerikanischen Patientenregisters nahe. Doch trau, schau, wem - Zahlen haben bekanntlich ihre Grenzen.

In den vergangenen Dekaden soll der Frauenanteil mit MS-Diagnose in den Vereinigten Staaten zugenommen haben. Die Studie stützt sich auf eine Auswertung von Patientendaten (das freiwillige Patientenregister namens NARCOMS), und wird in dieser Woche auf der Jahrestagung AAN der American Academy of Neurology in Boston von Dr. Gary Cutter (University of Alabama, Birmingham) und Kollegen präsentiert.

Sprung von zwei Drittel auf vier Fünftel?

MS scheint nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand eine Autoimmunkrankheit zu sein, und entwickelt sich als solche häufiger bei Frauen denn bei Männern. In der vorliegenden Studie untersuchten die Wissenschaftler das Geschlechterverhältnis von 30.336 registrierten Teilnehmern von NARCOMS (North American Research Committee on Multiple Sclerosis) entsprechend des Beginns der Krankheit und des Diagnosezeitpunkts. Sie fanden heraus, dass unter den Patienten, die vor 1940 registriert waren ein Frauen-zu-Männer-Verhältnis von rund 2 zu 1 herrschte, während die Relation um das Jahr 2000 bei 4 zu 1 lag. Kanadische Forscher hatten ebenfalls einen Zuwachs der erkrankten Frauen in den vergangenen 70 Jahren festgestellt und eine dänische Studie berichtet, dass dort das Verhältnis um 1950 bei 1 zu 1 lag, während der Frauenanteil in den 70ern zu wachsen begann.

Vielleicht täuscht die Statistik

Das genaue Geschlechterverhältnis und dessen Veränderung über die Jahre hinweg festzustellen, gestaltet sich schwierig. Zum einen legt die medizinische Literatur der 1940er und 1950er nahe, dass Frauen weniger exakt diagnostiziert wurden als ihr geschlechtliches Pendant. Zum anderen ermöglicht die höhere Lebenserwartung von Frauen auch ein erhöhtes Erkrankungsrisiko im höheren Alter, was vor allem retrospektive Studien wie NARCOMS entsprechend beeinflussen könnte. Darüber hinaus erschweren verbesserte Diagnosemöglichkeiten einen Vergleich früherer Dekaden mit heute, besonders dann, wenn diagnostische Methoden bei Frauen und Männern unterschiedlich zum Einsatz kamen.

Weitere Studien auf der Basis von Bevölkerungsdaten eher als freiwilligen Patientenregistern und gründlichere Methoden könnten klären, ob der Frauenanteil unter MS-Betroffenen tatsächlich auf dem Vormarsch ist, oder ob die hier beschriebene Studie in erster Linie andere Entwicklungen wie zum Beispiel genauere Diagnosemöglichkeiten reflektiert.

Quelle: National Multiple Sclerosis Society, USA, 27.April 2007

Redaktion: AMSEL e.V., 02.05.2007