Spenden und Helfen

Neuropsychologie der Multiplen Sklerose

18.05.07 - Kanadische Forscher fassen die Symptomatik zusammen. Verbesserte Bildgebungsverfahren ermöglichen ein größeres Verständnis kognitiver Störungen.

Ziel des vorliegenden Studienüberblicks des Sunnybrook Health Sciences Centre und der Universität Toronto war es, die aktuelle Literatur zur Neuropsychologie der Multiplen Sklerose zusammenzufassen. Die Daten einzelner Stichproben bestätigten frühere Funde an ausgewählten Zentren:

Ein großer Anteil der MS-Patienten leidet unter Depressionen. Moderne Bildgebungsverfahren zeigten wichtige Einzelheiten zu deren Verlauf, jedoch könnten psychosoziale Faktoren nicht ignoriert werden. Auch sie seien wichtige Indikatoren für eine Depression. Kognitive Verhaltenstherapie gilt als gute Methode, ebenso die medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva (etwa dem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Sertralin).

Damit einher geht häufig der sogenannte pseudobulbäre Affekt (unkontrollierbares Lachen und Weinen zählen hierzu). Er tritt bei zehn Prozent der MS-Erkrankten auf und lässt sich den Forschern zufolge behandeln mit einer Kombination von Dextromethorphan (ein Antitussivum: Morphinderivat ohne analgetische Wirkung mit nur sehr geringem Suchtpotential, im Gegensatz zum optisch isomeren Levomethorphan) und Chinidin (ein Alkaloid aus Chinarinde, ein rechtsdrehendes Stereoisomeres des Chinins). Kognitive Störungen betreffen etwa 40 Prozent der Patienten. Marker für Gewebeschwund im Gehirn haben sich als bessere Korrelate eingeschränkter Kognitionsleistung gezeigt als der Umfang der Läsionen selbst. Darüberhinaus haben funktionelle MRT-Studien demonstriert, dass das Gehirn dazu fähig ist, Schäden teilweise auszugleichen. In schweren Fällen jedoch schlägt die Kompensationsfähigkeit fehl und kognitive Defizite steigen entsprechend.

Zusammenfassend stellen die Forscher fest, dass neuropsychologische Störungen bei MS-Erkrankten sehr häufig sind. Die Störungen können sich auf alle mentalen Bereiche erstrecken. Fortschritte in der Neuro-Bildgebung (funktionelles MRI etc.) verbessern das Verständnis um den Verlauf der Störungen. Dieses Wissen in verbesserte Behandlungsmethoden für Patienten umzusetzen, seien dringliche Herausforderungen an die Wissenschaft, appellieren die Autoren der Überblicksstudie.

Quelle: Current Opinion in Psychiatry, Mai 2007

Redaktion: AMSEL e.V., 15.05.2007