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Natalizumab im verlängerten Dosierungsintervall

Natalizumab nur alle sechs Wochen, um das PML-Risiko zu verringern? Noch könne aus den aktuellen Daten keine sichere Handlungsempfehlung abgeleitet werden, so eine Stellungnahme des KKNMS.

Natalizumab, Handelsname Tysabri, ist ein hochwirksames Mittel bei der schubförmigen Multiplen Sklerose. Es bringt auch Nebenwirkungen mit sich, darunter das wenngleich geringe Risiko, eine PML (progressive multifokale Leukenzephalopathie) zu entwickeln. Eine PML kann allerdings schwerste Folgen bis hin zum Tod haben.

Gefährdet sind vor allem Patienten mit JCV-Antikörpern (aber auch Patienten mit anderen immunsuppressiven Vorbehandlungen). Je höher der Titer dieses Virus’, desto höher ist das Risiko, eine PML zu entwickeln. Das Risiko erhöht sich bei längerer Anwendung (vor allem über zwei Jahre).

Patienten, die von Natalizumab profitieren, jedoch im Laufe der Behandlung einen erhöhten JCV-Titer entwickeln, wird normalerweise empfohlen, Natalizumab nicht mehr zu nehmen.

6-Wochen-Schema, um PML zu verringern?

Normalerweise bekommen die Patienten Natalizumab alle vier Wochen als Infusion. Anhand von retrospektiven Ergebnissen aus einer amerikanischen Nachbeobachtungsstudie ließ sich zeigen, dass eine weniger häufige Anwendung (also ein verlängertes Dosierungsintervall von beispielsweise 6 Wochen) das PML-Risiko deutlich senken könnte. Informationen dazu stehen nun in der neuen Fachinformation für Natalizumab zur Verfügung.

Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) äußert in seiner aktuellen Stellungnahme zum verlängerten Dosierungsintervall von Tysabri, dass sich daraus derzeit (noch) keine sichere Handlungsempfehlungen ableiten lässt. Das Ergebnis der Studie habe ein geringes Evidenzniveau, da es sich um eine retrospektive Studie handele. Ob also primär das verlängerte Intervall oder andere Gründe, die wiederum zu einem verlängerten Dosierungsintervall geführt haben, die PML-Wahrscheinlichkeit beeinflusst hätten, bliebe offen. Offen bleibe außerdem, wie sich das verlängerte Intervall auf die MS-Aktivität ausübe.

Derzeit läuft noch die NOVA-Studien, welche die Wirksamkeit einer 6-wöchentlichen Natalizumab-Behandlung mit dem Standardschema des 4-Wochen-Rhythmus untersucht. Erst wenn die Daten daraus erarbeitet sind, lässt sich sagen, welchen Einfluss ein verlängertes Dosierungsintervall auf die Wirksamkeit von Natalizumab hat. Vorher jedoch, so die KKNMS sei das verlängerte Dosierungsschema (englisch "Extended Interval Dosing") keine sichere Maßnahme für das Risikomanagement von Langzeit-Natalizumab-Patienten.

Quelle: Pressemitteilung der KKNMS, 16.12.2019.

Redaktion: AMSEL e.V., 17.12.2019