Wer kennt sie nicht, die zugemüllten Straßenränder. Kein schöner Anblick. Hier sammelt sich alles mögliche an Abfall. Während eine Bananenschale mit der Zeit verrottet, zerfällt zwar auch der Plastikmüll – zum Beispiel Tüten und andere Verpackungen –, im Unterschied zur Bananenschale wird der anorganische Müll zwar auch immer kleiner, aber er verrottet nicht. Er bleibt als Mikro- und Nanofasern erhalten. Er hat, wissenschaftlich ausgedrückt, eine "lange Bioverfügbarkeit".
Längst hat man auf der ganzen Welt Kunststoff-Nanopartikel nachgewiesen, im Ozean, in der Außenluft wie sogar in unseren Nahrungsmitteln. Eine mögliche Quelle ist aber auch unsere Wohnung mit vielen Kunststofftextilien wie Matratzen, Teppiche, Vorhänge, Mikrofaserkleidung und Mirkofaserputztüchern.
Nanopartikel als Auslöser neurologischer Erkrankungen?
Denkbar, dass solche Nanopartikel über die Luft und den Darm in unser Blutsystem und über die Blut-Hirn-Schranke sogar ins zentrale Nervensystem gelangen. Dort, so bisher die These, könnten diese Nanopartikel mitunter toxisch wirken und neurologische Erkrankungen (mit) auslösen.
Ein deutsches Forschungsprojekt will dies genauer ergründen. Mikroglia gelten als wichtigste Immunzellen im Gehirn. Sie dienen der Verteidigung, reagieren aber auch ständig auf veränderte Bedingungen, damit die Nervenzellen funktionieren können. Die Forschungsgruppe um Dr. Elvira Mass vom LIMES-Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn möchte mithilfe von Tiermodellen und Einzelzell-Sequenzierung herausfinden, welche Art von Nanokunststoffen die Blut-Hirn-Schranke überwinden können und im Gehirn von den Mikroglia-Zellen aufgenommen werden.
Die Biologin Doktor Elvira Mass leitet seit 2017 eine Forschungsgruppe am LIMES-Institut. Gefördert wird das Nanoplastik-Projekt durch einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) mit 1,5 Millionen € über fünf Jahre.
Quelle: Pressemitteilung der Universität Bonn, 04.09.2019; Environmental Pollution, Juni 2018.
Redaktion: AMSEL e.V., 11.09.2019