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Nachgehakt: aus Feind wird Freund - die Th17-Zelle

Ein internationales Forscherteam fand heraus, dass gefährliche Zellen im Darm zu Helfern umprogrammiert werden können. AMSEL.DE sprach mit Prof. Dr. med. Horst Wiethölter über diese Entdeckung.

In seiner aktuellen Studie beschäftigte sich das Forscherteam um den Neuroimmunologen Enric Esplugues vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin und Exzellenzcluster NeuroCure näher mit den Helferzellen Th-17, die für die Produktion eines entzündungsauslösenden Proteins verantwortlich sind und damit normalerweise das Immunsystem unterstützen im Kampf gegen Erreger. Die besondere Eigenschaft, dass die Zellen im Falle von auftretenden Entzündungen Immunzellen abrufen können und so die Zerstörung des Krankheitserregers im Körper beschleunigen, erweckte das besondere Interesse der Forscher.

Das Team fand die Antwort, wie und wo diese "gefährlichen" Zellen kontrolliert werden können. Es konnte zeigen, dass der Dünndarm dabei eine wesentliche Rolle spielt. Während einige Zellen dort abgebaut werden, nehmen die Helferzellen Charaktereigenschaften an, die ungewollte Immunreaktionen stoppen. Die Forscher waren fasziniert zu sehen, dass die TH17-Zellen im Darm "umprogrammiert" werden können, sie drastisch ihre Funktion ändern und so zu effektiven Helfern bei Immunkrankheiten werden.

Dies weckt Hoffnungen, dass hiermit ein erster Schritt für eine mögliche Heilung von Autoimmunkrankheiten entdeckt wurde. Die Forscher hoffen, in Zukunft Erkrankungen wie rheumatoide Artritis und Multiple Sklerose eindämmen zu können und mögliche neue Therapien zu entwickeln.

Prof. Dr. med. Horst Wiethölter, stellvertretender Vorsitzender der AMSEL und Mitglied des Ärztlichen Beirates von AMSEL und DMSG erklärt:

Die Meldung über die Th17-Zelle ist hochinteressant und könnte nicht nur für die Multiple Sklerose, sondern auch für andere Autoimmunerkrankungen, hinsichtlich einer Therapie durchaus relevant werden. Die Funktion der Th17-Zelle als entzündungsfördernde Zelle bei der MS ist seit einigen Jahren bekannt, ohne dass daraus spezifisch therapeutische Konsequenzen gezogen wurden.

Die Erkenntnis, dass Th17-Zellen im Dünndarm "umprogrammiert" werden können, zu Zellen, die sich gegen Autoimmunerkrankungen richten, ist eine neue, ausgesprochen wichtige Entdeckung. Inwieweit sie für die Behandlung

der MS nutzbar gemacht werden kann, ist aber derzeit noch völlig offen. Hoffen aber darf man mit Berechtigung, dass man völlig neue Wege finden kann, zumindest die Krankheitsaktivität zu bremsen.

Quelle: Nature, 17.07.2011; Information, Deutsches Rheumaforschungszentrum Berlin, 18.07.2011

Redaktion: AMSEL e.V., 25.07.2011