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Multiple Sklerose endgültig autoimmun

Genetisch ist das Nervensystem gesund, doch die Immunantwort hat schädliche Varianten und greift die Nerven an. Das scheint mit dieser genetischen Studie endgültig nachgewiesen.

Multiple Sklerose gilt schon lange als Autoimmunkrankheit. Absolute Sicherheit gab es bisher jedoch nicht, mehr eine gut begründete Vermutung. Amerikanischen Forschern gelang nun der genetische Nachweis. Die Wissenschaftler haben eine molekulare Karte erstellt, welche die genetischen Varianten lokalisiert, die in 21 verschiedenen Autoimmunerkrankungen eine Rolle spielen.

Forscher an der Yale, der University of California-San Francisco (UCSF) und das Broad Institute des MIT und Harvard entwickelten gemeinsam ein ausgeklügeltes mathematisches Modell und erstellten Karten der verschiedenen Zelltypen, die zusammen dabei halfen, jene Varianten zu identifizieren, welche bewirken, dass die Immunantwort schief läuft und bestimmte Krankheiten wie Multiple Sklerose entstehen.

Hunderte häufiger Genvarianten

"Diese Ergebnisse geben neue Einblicke in die Ursache der Multiplen Sklerose und anderer Autoimmunerkrankungen", sagte David A. Hafler, Vorsitzender der Abteilung für Neurologie an der Yale-Universität und Co-Senior-Autor des Papiers.

Die zugrunde liegende Ursache menschlicher Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn und Diabetes zu finden, erwies sich als schwierig. Intensive Untersuchungen der Genregionen bei Patienten mit Autoimmunerkrankung hatte Hunderte von häufigen Genvarianten unter diesen verschiedenen Krankheiten identifiziert. Aber wie diese Varianten eine solche Vielzahl von unterschiedlichen Erkrankungen auslösen, war nicht bekannt.

Die Forscher verwendeten das mathematische Modell, das sie entwickelt hatten, um Daten aus genomweiten Assoziationsstudien von Autoimmunpatienten zu analysieren und fanden diese winzigen Variationen in der DNA - sogenannte Single Nucleotide Polymorphismen oder SNPs - nahe den genetischen Hauptregulatoren der Immunantwort. Daraufhin entwarfen sie "Karten" aus Daten des Epigenomischen Projektes der Nationalen Gesundheitsbehörden, ein Bemühen, die Regulationsmechanismen des menschlichen Genoms in einem breiten Spektrum von Zelltypen zuzuordnen. Als sie die SNPs mit den neuen Zell-Karten verglichen, lokalisierten die Forscher genau, welcher Zelltyp bewirkt, dass eine bestimmte Autoimmunerkrankung entsteht, und wie diese DNA-Variationen Immunzellen dazu anregen, sich gegen eigenes Gewebe zu richten.

2 genetische Karten kombiniert

"Die genetischen Veränderungen, die Autoimmunerkrankungen verursachen, sind subtil. Sie verändern selten die Proteinfunktion und waren somit schwer zu untersuchen", sagte Bradley Bernstein, Senior Associate Mitglied Broad Institute, Professor für Pathologie am Massachusetts General Hospital und Co Senior-Autor der Studie. "Hier kombinierten wir neue genetische und epigenetische Methoden, um zu verstehen, wie diese genetischen Veränderungen die Immunfunktion ändern und Krankheiten verursachen."

Die Erkenntnisse verknüpfen beispielsweise die Ursache der neurologischen Krankheit Multiple Sklerose sehr stark mit dem Immunsystem. Zu ihrer eigenen Überraschung fanden die Forscher keine genetische Varianten, die das Nervensystem selbst betreffen. Die Ergebnisse liefern endgültige Beweise dafür, dass Multiple Sklerose eine Autoimmunerkrankung mit klaren Hinweise auf eine primäre Rolle des Immunsystems, sagte Hafler.

"Dies wiederum passt zu den neuen MS-Therapien, die auf das Immunsystem wirken, was darauf hindeutet, dass wir endlich einen guten Zugriff auf die zugrunde liegenden Ursachen der MS haben", sagte er.

Quelle: Molecular map reveals genetic origins of 21 autoimmune diseases, Yale
News, 29.10.2014

Redaktion: AMSEL e.V., 03.11.2014