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Multiple-Sklerose-Ausbruch mit Pflanzenpeptid verhindern ?

Vorerst ist die Behandlung mit dem Zyklotid nur im Tiermodell gelungen. Da jedoch verbesserte es die Symptome stark und verhinderte weitere Schübe.

Multipler Sklerose (MS) ist immer noch nicht heilbar. Medikamentös lässt sich jedoch zumindest der schubförmige Verlauf verbessern. Ein internationales Forscherteam konnte nun im Tiermodell zeigen, dass ein spezielles synthetisches Pflanzenpeptid (ein Zyklotid) die weitere Entwicklung MS-typischer Anzeichen stoppen kann. Ein Durchbruch, wenn sich diese Ergebnisse auch auf den Menschen übertragen ließen.

 

 

Strauchtomaten gehören zu den Nachschattengewächsen. Aus der Pflanze lassen sich Zyklotide gewinnen.

Christian Gruber, Forschungsgruppenleiter am Zentrum für Physiologie und Multiple Sklerose an der MedUni Wien: "Die einmalige orale Gabe des Wirkstoffs hat die Symptome sehr stark verbessert. Es kam zu keinen Schüben der Erkrankung." Das könne den weiteren Verlauf deutlich verlangsamen.

Ausbruch der Multiplen Sklerose verhindern ?

Die Entdeckung lasse nun realistisch darauf hoffen, die Erkrankung bereits in einer sehr frühen Phase stoppen oder ihre Entwicklung zumindest stark verlangsamen zu können. "Sobald funktionelle neurologische Defizite auftreten und im MRT-Scan erste krankheitsbedingte Veränderungen im Zentralnervensystem sichtbar sind, könnte man das Medikament zur Basistherapie verabreichen. In einem Tiermodell für Multiple Sklerose wurde das Auftreten von Symptomen durch die orale Verabreichung von Cyclotiden erheblich reduziert. Es könnte also sein, dass sich die Zeitspanne zwischen den Schüben verlängert oder möglicherweise ein Ausbruch der Erkrankung verhindert werden kann", fassen Wiener Forscher das zentrale Ergebnis der Studie zusammen.

Basierend auf dieser Entwicklung hat die MedUni Wien zusammen mit dem Universitätsklinikum Freiburg Patente in mehreren Ländern angemeldet, und an die eigens für die Weiterentwicklung gegründete Firma Cyxone auslizensiert. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, ein oral aktives, sicheres Medikament für die Behandlung von Multipler Sklerose zu entwickeln. Eine klinische Studie der Phase I könnte, so Gruber, Ende 2018 starten.

Interleukin-2 hemmen

Cyclotide sind leicht verfügbar und können durch Schlucken, also oral eingenommen werden. Es sind makrozyklische Pflanzenpeptide, die aus allen bedeutenden Pflanzenfamilien (z.B. Kaffeegewächse, Kürbisgewächse, aber auch Gräser und Nachtschattengewächse) isoliert werden können und daher eine vielseitige und große Gruppe von Naturstoffen darstellen. Weiterer Vorteil: Das daraus gewonnene Medikament kann oral eingenommen werden. Viele der derzeit gängigen MS-Therapien müssen intravenös verabreicht werden.

Der Wirkmechanismus der Cyclotide wurde vor 3 Jahren ebenfalls von den Wissenschaftern an der MedUni Wien in Zusammenarbeit mit Forschern des Universitätsklinikums Freiburg entdeckt: Sie unterdrücken den Botenstoff Interleukin-2 und damit die Zellteilung der T-Zellen, die bei der Reaktion des menschlichen Immunsystems als "Killer"- oder "Helfer"-Zellen wirken. Cyclotide könnten daher möglicherweise auch bei anderen Erkrankungen eingesetzt werden, die durch ein überaktives, fehlgeleitetes Immunsystem gekennzeichnet sind wie etwa die rheumatoide Arthritis.

Quelle: Pressemitteilung der Medizinischen Universität Wien, 29.03.2016

Redaktion: AMSEL e.V., 29.03.2016