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MS-Therapie kann Mikrobiom "normalisieren"

Das Mikrobiom des Darms scheint eine Rolle bei Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose zu spielen. Nun zeigte ein Schweizerisches Forscherteam, dass eine MS-Therapie das Mikrobiom hin zu normalen Bereichen verändert.

Schon länger deuten Daten auf Veränderungen des Darmmikrobioms bei Patienten mit Multipler Sklerose hin. Eine intakte Darmflora brauchen wir, um zu leben. Sie besteht aus einer Unmenge an Bakterien und andern Erregern, zum Beispiel Hefen, MS-Patienten haben in der Regel ein weniger heterogenes Biom und es überwiegen solche Erregerstämme, die das entzündliche Geschehen der MS unterstützen, vielleicht sogar mitauslösen. Dazu gibt es bereits einige Studienergebnisse.

Diese geben Auskunft über die Entstehung und die Pathophysiologie der MS und können neue Therapieziele ausmachen. Tatsächlich könnte das veränderte Mikrobiom am Entstehen einer MS beteiligt, aber auch die Folge von MS sein. Wenig wurde bisher allerdings darüber geforscht, wie sich immunmodulierende MS-Therapien auf das Mikrobiom des Darms und den Stoffwechsel der Patienten auswirken. Damit beschäftigt sich eine aktuelle Studie.

MS-Therapie verändert Mikrobiom

Wissenschaftler, darunter Prof. Anne-Katrin Pröbstel, die Preisträgerin des Sobek-Nachwuchspreises 2022, und Prof. Ludwig Kappos, Sobek-Preisträger 2017, konnten nun zeigen, dass sich Darmbakterien bei Patienten unter immunmodulatorischer Therapie wieder mehr hin zu der Zusammensetzung von Gesunden verändern. Zudem hat das Forscherteam herausgefunden, dass das Vorhandensein von klinisch relevanten Nebenwirkungen unter der Therapie mit Dimethylfumarat (Lymphopenie) mit der Zusammensetzung des Mikrobioms zusammenhängt.

20 Patienten mit schubförmig remittierender MS (RRMS) und einem Durchschnittsalter von 42 Jahren (Bereich 23–59) wurden dazu in die Studie aufgenommen. Bestimmte Stoffwechselwerte im Blut und Mikroorganismen im Darm wurden vor, während und 12 Monate nach Therapiebeginn mit Dimethylfumarat untersucht und miteinander verglichen. Auch eventuell vorher eingenommene Immunmodulatoren wurden berücksichtigt.

Auch Lymphopenie vom Mikrobiom gesteuert

Sowohl im Serum wie im Darm wurden die Wissenschaftler fündig. Es zeigte sich eine Verschiebung hin zu bei MS anti-entzündlichen Erregern bzw. Gruppen. Auch eine Neigung zu Nebenwirkungen wie Lymphopenie (zu wenige von bestimmten weißen Blutkörperchen) mit Dimethylfumarat könnte demnach mit der Zusammensetzung des Darmmikrobioms vor Therapiebeginn zusammenhängen. Weitere Untersuchungen sind nötig, um die Funde zu verifizieren und genauer aufzuschlüsseln.

Zusammenfassend deuten die aktuellen Daten darauf hin, dass immunmodulatorische Therapien nicht nur auf Immunzellen wirken, sondern auch das Darmmikrobiom positiv beeinflussen und dass klinische Nebenwirkungen der Therapie durch Darmbakterien moduliert werden.

Quelle: Gut Microbes, 07.11.2022.

Redaktion: AMSEL e.V., 21.11.2022