So viel man bereits weiß und so gut man immunmodulatorisch MS-Patienten heute schon behandeln kann: Es gibt noch jede Menge Wissenslücken in Bezug auf die Multiple Sklerose (MS). Dazu zählt der individuelle Verlauf. Wüsste man, was einen erwartet, fiele die Entscheidung für stark wirksame Medikamente leichter. Oder aber man könnte weniger starke Mittel einsetzen und dafür (in der Regel) weniger Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Je nachdem, welcher Verlauf einen erwartet.
Vorhersage-Modelle dank KI
Genau um dieses "Je nachdem" geht es bei einem aktuellen Forschungsprojekt: CLAIMS heißt es und steht für Clinical impact through AI-assisted MS care. Mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) soll hier der individuelle Verlauf prognostizierbar werden. Nach Eingabe der individuellen Daten online.
KI basiert auf Algorithmen. Um die zu erlangen, braucht es zunächst jede Menge Daten. Von Augenmessungen über Blutwerte und MRT-Bilder bis hin zu Symptomen etc. Und das alles über den gesamten Krankheitsverlauf hinweg. Die KI erkennt dank Deep Learning darin Zusammenhänge, die Menschen übersehen und gelangt so zu (besseren) Prognosen.
Die beste Therapie für jeden
Ziel ist es, jedem einzelnen Patienten die für ihn beste Therapie zu nennen. Schön wäre auch, wenn man im Voraus wüsste, wie sich welches Medikament auf die eigene MS auswirkt. Auch das soll CLAIMS später leisten können.
Zunächst müssen Daten gesammelt und die KI damit "gefüttert" werden. Experten aus neun Ländern beteiligen sich daran. Kliniken, Unis, eine Stiftung sowie Unternehmen. Die EU fördert CLAIMS für vier Jahre mit knapp zehn Millionen Euro. Eine große Investition und eine, die sich lohnen könnte für rund 250.000 Menschen mit Multipler Sklerose, allein in Deutschland.
Quelle: Charité, 06.07.2023.
Redaktion: AMSEL e.V., 07.07.2023