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Monozyten - neuer Ansatz, um Multiple Sklerose zu behandeln?

Weltweit suchen Forscher nach einer spezifischeren Therapie der MS. Ein Team aus Berlin findet möglicherweise einen Weg in diese Richtung.

Deutsche Forscher haben im Mausmodell einen neuen Ansatz gefunden, um die Multiple Sklerose zu therapieren. Anstatt, wie bei bisherigen Therapien, direkt die T- oder B-Zellen zu beeinflussen, richtet sich der neue Ansatz an Monozyten.

Bei der MS finden Zellen des Immunsystems ihren Weg ins Gehirn und zerstören dort die Myelinschicht um Nervenfasern. Dazu müssen die Zellen die Blut-Hirn-Schranke überwinden.

Forscher vermuteten bereits zuvor, dass die Monozyten das Krankheitsgeschehen der Multiplen Sklerose beeinflussen. 6 Untergruppen von Monozyten haben die Berliner Forscher um Aleander Mildner vom Max-Delbrück-Centrum mittels Einzelzellsequenzierung bei der Maus-MS im Gehirn identifiziert, 4 davon waren bislang unbekannt. Um zu überprüfen, ob diese Monozyten tatsächlich einen Einfluss auf die Maus-MS haben, injizierten die Forscher den Tieren mit EAE, einer künstlichen Form der MS, einen Wirkstoff, der die Monozyten zerstört. Das Ergebnis: Die Symptome der Maus-MS nahmen innerhalb kurzer Zeit ab.

Bestimmte Monocyten ausschalten, um Multiple Sklerose zu bremsen

Da nur eine bestimmte Gruppe von Monozyten durch die Injektion eliminiert wurde, nämlich die Cxcl10+-Zellen, gehen die Forscher davon aus, dass diese Untergruppe bei der (Maus-) MS für die Zerstörung körpereigenen Gewebes sorgt. Im Unterschied zu den anderen untersuchten Zelltypen charakterisiert die Cxcl10+-Zellen zweierlei: Viele Rezeptoren für Gewebeschädigung und die Produktion einer Substanz, welche die Öffnung der Blut-Hirn-Schranke fördert. Beides würde ins "Bild" der MS passen.

Die deutsche Forschergruppe hält ihren Ansatz für potenziell effektiver als bisherige Ansätze. Sollte sich der auf die menschliche MS übertragen lassen, wäre ein neuer und zudem das Immunsystem schützender Weg zur Behandlung der MS gefunden. Wobei deutlich zu machen ist, dass es sich hier um erste Untersuchungen am Tiermodell handelt und damit noch nicht feststeht, ob und wie der Ansatz auf den Menschen übertragbar ist.

Quelle: Nature Immunology, 20.04.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 09.06.2020