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Mit Achtsamkeitstraining gegen Fatigue

Viele Menschen mit Multipler Sklerose leiden unter Fatigue. Für einige ist sie sogar das schlimmste Symptom und rangiert noch vor Gehproblemen. Medikamentöse Therapie ist hier Mangelware. Mit Achtsamkeitstraining lässt sich Fatigue eindämmen, zeigt nun eine Studie.

Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) ist ein Trainingsprogramm zum Abbau von Stress, das von Dr. Jon Kabat-Zinn in den USA entwickelt wurde. Ein besserer Umgang mit Stress, mit den eigenen Gefühlen ist das eigentliche Ziel. Achtsamkeitstraining kann jedoch auch Fatigue lindern, wie eine aktuelle Meta-Analyse aus Norwegen zeigt.

Wissenschaftler der Universität von Oslo untersuchten die Ergebnisse aus insgesamt 4 Studien mit zusammen 257 Patienten, die aufgrund von Multipler Sklerose, Hirntrauma oder Schlaganfall unter Fatigue litten, der übermäßigen Ermüdbarkeit, die manche, speziell auch neurologische Krankheiten als Symptom begleitet. Einbezogen wurden nur randomisierte Studien, die sich mit achtsamkeitsbasierten Interventionen bei den 3 genannten Krankheitsbildern beschäftigen.

Mehr Achtsamkeit, weniger Fatigue

Die Meta-Analyse ergab, dass Achtsamkeitstraining die Fatigue tatsächlich lindern kann, wenngleich in moderatem Rahmen. Weitere Untersuchungen sind nun geplant, um den Zusammenhang zwischen Achtsamkeitstraining und der Linderung des Symptomes zu bestimmen.

Achtsamkeit bedeutet grob gesagt, den "Autopiloten auszuschalten", zum Beispiel morgens nach dem Aufwachen nicht aus dem Bett zu stürzen, sondern mit geöffneten Augen liegen zu bleiben, die Umwelt auf sich wirken zu lassen - und sich vorzunehmen, den Tag achtsam zu verbringen.

Durch den Tag kommen - mit möglichst wenig "Autopilot"

Also:

  • Nicht während des Kaffeekochens schon an die Fahrt ins Büro zu denken, sondern den Moment bewusst wahrzunehmen.
  • Im Jetzt, nicht in der Vergangenheit oder Zukunft zu leben.
  • Im Büro erst recht nicht fünf Dinge gleichzeitig tun zu wollen, sondern sich einem nach dem andern zu widmen.
  • Den Tunnelblick abzustellen, Weitblick anzuschalten.

Und dann noch, mit am schwersten zu Beginn: den Dingen wertfrei zu begegnen. Das gelingt den kaum jemandem auf Anhieb. Wichtig ist aber schon, wenn man es bemerkt, dass man gerade etwas bewertet, wenn es einem auffällt. Nur, um es dann zu lassen. Also beim Blick morgens aus dem Fenster wahrzunehmen, dass es regnet, ohne gleich ein "Igitt !" oder "schlechtes Wetter" anzufügen.

Achtsamkeit kann man erlernen. Verschiedene Organisationen bieten Kurse dazu an, immer wieder auch die AMSEL, zum Beispiel auf dem letzten Aktionstag oder auch als Seminar im Rahmen des Jahresprogrammes.

Quelle: Frontiers in Psychology, 23.06.2016.

Redaktion: AMSEL e.V., 19.10.2016