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Mehr Klarheit über progrediente Multiple Sklerose

Die Progressive MS Alliance bringt Wissenschaftler aus aller Welt zusammen. Ihr gemeinsames Ziel: Behandlungsziele zu finden, um den progredienten Verlauf zu stoppen und Schäden zu reparieren.

80 Wissenschaftler und Kliniker kamen dieses Jahr im Rahmen der AAN in Boston zusammen, um die Fragen und Ansätze rund um die progrediente, also schleichend voranschreitende Verlaufsform der Multiplen Sklerose besser zu verstehen und Behandlungsansätze daraus zu ziehen. Eine Zusammenfassung (ausführlicher auch auf der englischsprachigen Seite der Progressive MS Alliance).

Was haben Immunzellen mit den Schäden bei MS und ihrer Progression zu tun ? Welche anderen Faktoren - Mitochondrien, Lipide, Astrozyten - sind involviert ? Das waren die Kernfragen des Treffens, vor allem aber ging es um Ansätze, die einen vorhandenen Schaden reparieren können.

Myelin nachwachsen lassen

Wie zum Beispiel kann Myelin nachwachsen ? Dr. Robert Miller (George Washington University, USA) stellte fest, dass es zwei Hauptquellen von Myelin im erwachsenen Gehirn gibt: die reifen Zellen (Oligodendrozyten), welche die Nervenfasern mit Myelin ummanteln und bei MS beschädigt werden können, sowie die unreifen Versionen jener Zellen, von denen es in mehreren Bereichen des Gehirns eine Reserve gibt. Ein Ansatz zur Reparatur wäre also die Stimulation sowohl reifer wie unreifer Myelin-bildender Zellen. Miller erklärte allerdings, dass wohl eine Kombination von Therapien notwendig wäre, um einige der Faktoren im Rahmen von Myelinschen zu bekämpfen.

MS "auf dem Teller"

Dr. Gianvito Martino (San Raffaele Scientific Institute, Italien) erörterte die Frage, welche Stammzellen nützlich sein könnten, um MS zu "reparieren". Aus Hautzellen einer Person pluripotente Stammzellen zu machen (die Alleskönner unter den Zellen, die sich in jede beliebige Zellart verwandeln können, zum Beispiel auch in Nervenzellen), schein immer realistischer zu werden. Bei Mäusen führte die Transplantation pluripotenter Stammzellen dazu, dass

  • Entzündungen sich ausschalten ließen
  • mehr Oligodendrozyten überlebten und
  • die Myelinreparatur stimuliert wurde.

Allerdings kann diese Methode auch zu Tumoren führen. Daher ist zusätzliche Forschung notwendig, bevor man die Behandlungsmethode beim Menschen etablieren kann. Martinos Team hat für Vorabtests diese Zellen im Labor gezüchtet, um in einer Art "MS auf dem Teller" [vermutlich ist die Petrischale gemeint; Anm.d.R.] diverse Therapiemöglichkeiten zu studieren.

Ganz wichtig sind natürlich bei einem solchen Treffen potenzielle Substanzen. Verschiedene Pharmaunternehmen stellten ihre Ansätze vor. AMSEL.DE hat in den vergangenen Monaten immer wieder über einzelne Ansätze und konkrete Substanzen zur Therapie der progredienten MS berichtet. Dr. Luke Lairson (California Institute for Biomedical Research, USA) diskutierte hier noch eine spezielle Screening-Technik, um Mittel zu finden, welche die Remyelinisierung stimulieren können. Derzeit verfeinert ihr Team einen Allergiewirkstoff um seine Reparatureigenschaft zu verstärken.

Die Wissenschaftler sind sich einig: Sie konnten einige Fragen klären, andere bleiben noch offen. Klar ist aber auch, dass sie bessere Werkzeuge brauchen, um MS-Schäden, um die Progression der Multiplen Sklerose zu messen. Dies ist eine Grundlage, um neue Wirkstoffe in ihrer Wirksamkeit messen zu können.

Quelle: Progressive MS Alliance, 29.05 2015

Redaktion: AMSEL e.V., 10.06.2015