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Löst Bakteriengift Multiple Sklerose aus?

Krankheitserreger werden bei der MS immer wieder als Auslöser vermutet. Eine ungewöhnliche Lebensmittelvergiftung brachte sie auf das Gift des Bakteriums C. perfringens.

Clostridium perfringens ist ein häufiger Verursacher von Lebensmittelerkrankungen. Das Bakterium kann aber auch Wiederkäuer infizieren und bei ihnen zu einer neurologischen Erkrankung führen, die der MS ähnelt. Auch bei dieser Erkrankung werden Oligodendrozyten, die für die Produktion von Myelin zuständig sind, abgetötet.

Forscher kamen dem jetzt in Verdacht stehenden Typ B des Bakteriums durch die ungewöhnliche Lebensmittelvergiftung einer MS-Kranken auf die Spur. Bei der jungen Frau, die drei Monate vorher einen ersten Schub erlitten hatte, stellten Ärzte eine Darm-Infektion mit dem Typ B fest. Bisher war es noch niemals beim Menschen nachgewiesen worden.

Aufgrund des ungewöhnlichen Laborbefunds untersuchten das Team vom Weill Cornell Medical College in New York Blutproben und Liquor von MS-Patienten und gesunden Kontrollen. Das Ergebnis: Jeder zehnte MS-Patient hatte Antikörper gegen das Toxin, wogegen in der Kontrollgruppe nur einer von hundert die Antikörper zeigte.

Eine Mitarbeiterin des Teams um den Neurologen Timothy Vartanian präsentierte auf einer Tagung der American Society for Microbiology in Washington weitere Hinweise. Wurde Mäusen das Toxin verabreicht, entwickelten auch sie die MS-Patho­logie. Das Gift zerstörte Endothelien (und durchbrach so die Bluthirnschranke) und Oligodendrozyten. Auch meningeale (der Hirnhaut) Zellen wurden angegriffen. Dies könnte erklären, warum die Läsionen bei der MS häufig in der Nähe der Hirnhäute auftreten.

Bei der Untersuchung von Nahrungsmitteln, die das Team veranlasste, konnte das Bakterium C. perfringens in 13,7% nachgewiesen werden. 2,7 Prozent der Proben waren positiv auf das Epsilon-Toxin. Allerdings ist die häufige Belastung der Nahrungsmittel mit Sporen von C. perfringens nicht ungewöhnlich. Zu einer Nahrungsmittelvergiftung kommt es erst, wenn die Bakterien sich stark vermehren und das Toxin in größeren Mengen bilden.

Die vorgelegten Ergebnisse reichen als Beweis für die Hypothese nicht. Sollte sie allerdings zutreffen, könnten Antikörper oder ein Impfstoff gegen C. perfringens vor einer MS schützen. Dies müsste zuerst an einem Tiermodell belegt werden.

Quelle: Ärzteblatt, 29.01.14

AMSEL e.V.

 

Redaktion: AMSEL e.V., 06.02.2014