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Lebenserwartung mit Multipler Sklerose

Kanadische Forscher widmeten sich dem Tabuthema Tod. Durchschnittlich wurden MS-Erkrankte dieser rückblickenden Studie zufolge 77 Jahre alt.

Multiple Sklerose ist keine tödliche Erkrankung, heißt es immer - und das gilt auch weiterhin. Behinderungen, allen voran durch Fatigue und andere Symptome schränken die Lebensqualität von MS-Betroffenen mitunter stark ein, genauso der mögliche Verlust an Mobilität oder auch der Verlust des Arbeitsplatzes. Über die Lebenserwartung an sich wird selten gesprochen und selten berichtet.

Multiple Sklerose ist nicht tödlich

 

 

Bessere Therapien -
höhere Lebenserwartung?

Kanadische Forscher widmeten sich nun dem Tabuthema, und zwar in einer retrospekiven Studie, die Daten von in Spezialkliniken behandelten MS-Erkrankte (knapp 7.000)gesammelt hat, und zwar in einer Region (British Columbia, Kanada) und über 24 Jahre hinweg (1980 - 2004). Die Forscher nennen Zahlen: Demnach erreichten MS-betroffene Frauen ein durchschnittliches Alter von 79 Jahren, während Männer mit Multipler Sklerose durchschnittlich 74 Jahre alt wurden. Verglichen mit der nicht an MS erkrankten Bevölkerung sind das im Schnitt 6 Jahre weniger.

Auch zwischen den Verläufen gab es Unterschiede in der Lebenserwartung: Während Patienten mit schubförmigem Verlauf nach Krankheitsbeginn rund 50 Jahre lebten, waren dies bei primär progredienten Verläufen weniger. Das absolute Lebensalter gleicht sich allerdings unabhängig von der Verlaufsform (im Rückschluss bedeutet dies, dass die primär progrediente MS in der Regel später beginnt).

Studie hin, Studie her: Multiple Sklerose ist keine tödliche Erkrankung. Was für die Patienten am meisten zählt, ist ohnehin die Lebensqualität, sie möglichst lange zu erhalten, und nicht die Lebensdauer. Zwei Dinge sind aus dem Forschungsbericht nicht zu entnehmen: Zum einen die tatsächliche Todesursache der Patienten. Zum zweiten die Art der Behandlung gemessen am erreichten Lebensalter.

Bessere Therapien - höhere Lebenserwartung ?

Keinesfalls sollten heutige MS-Patienten diese Daten auf sich beziehen. Es handelt sich um Durchschnittswerte. Individuelle Prognosen lassen sich nicht erstellen.

Die beobachteten Patientendaten beziehen sich ausschließlich auf Patienten, welche in British Columbia in MS-Kliniken registriert wurden. Wer "nur" bei seinem Neurologen oder dem Hausarzt war, weil er möglicherweise gar keinen Grund hatte, eine MS-Klinik aufzusuchen, fiel durch dieses Raster.

Zudem ist es eine retrospektive Studie, welche die Vergangenheit untersucht: 1980 - 2004. Beta-Interferone und Glatirameracetat, welche den Krankheitsverlauf und damit auch die Zunahme von Behinderungen bremsen, werden aber überhaupt erst seit Anfang / Mitte der 90er-Jahre gegen Multiple Sklerose eingesetzt, also ein gutes Jahrzehnt nach Aufzeichnungsbeginn der Studiendaten. Mittlerweile stehen sogar noch wirksamere Mittel zur Verfügung. - In anderen Worten: Die durchschnittliche Lebenserwartung von damals gilt heute möglicherweise schon nicht mehr.

Quelle: Journal of neurolog, neurosurgery and psychiatry, 23.08.2011

Redaktion: AMSEL e.V., 01.09.2011