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Läsionsort vorhersagbar?

08.01.09 - Die Unsicherheit, was als nächstes passiert, gehört mit zum Krankheitsbild der Multiplen Sklerose. Forscher aus San Franzisko zeigten nun, dass der erste Läsionsherd gehäuft wiederkehrt, und damit - wenigstens im Rahmen einer Statistik - zu einem bestimmten Grad "vorhersagbar" sein kann.

Bei schubförmiger MS scheint sich der Ort der Demyelinisierung zu wiederholen. Forscher der University of California werteten dazu die Jahresdaten sämtlicher Patienten zweier großer Kliniken aus. Unter den schubförmigen Patienten mit wenigstens zwei klinischen Schüben (insgesamt 195 Patienten) erkannten sie eine Wiederholung des Läsionsortes.

Fand das erste klinische demyelinisierende Ereignis im Rückenmark statt, so war dieser Ort gehäuft Angriffsfläche für das nächste Ereignis. Mit sechsfacher Wahrscheinlichkeit war der Sehnerv innerhalb eines zweiten Schubes betroffen bei Patienten, deren erste Demyelinisierung an ebendiesem Ort stattfand. Diese Zusammenhänge blieben auch erhalten, wenn man die Patienten nach Therapieform und weiteren Eigenschaften unterschied, scheinen der Studie zufolge also unabhängig von anderen Faktoren zu bestehen.

Waren das erste und das zweite Ereignis am gleichen Ort (Rückenmark, Sehnerv oder Hirnstamm / Großhirn), so war es wahrscheinlich, dass auch der dritte Schub die jeweilige Region betraf. Der Analyse zufolge scheinen also Patienten mit schubförmiger MS relativ lokalisierbare klinische Schübe zu haben.

Vorhersagbar in einem engeren Sinn wird die MS selbst damit aber kaum. Erstens sind die regionalen Unterscheidungen sehr weit gefasst und zweitens ist für den Patienten zunächst nicht entscheidend, wo der nächste Entzündungsherd auftritt, sondern welche Folgen er haben wird. Und diese Folgen unterscheiden sich innerhalb eines der untersuchten Orte sehr stark. So ist die Wirbelsäule, je nachdem welchen Abschnitt man betrachtet, für x verschiedene Körperfunkionen zuständig, seien dies nun einzelne Teile der oberen oder der unteren Extremitäten, sei es die linke oder die rechte Körperhälfte oder auch einzelne Organe.

Offen bleibt weiterhin, ob biologische oder genetische Prozesse für die unterschiedlichen Läsionsorte verantwortlich sind. Nicht auszuschließen ist aber, dass feinere Untersuchungen dieser Ergebnisse zu einer individuelleren Therapie der schubförmigen MS führen oder aber die Ursachen der MS erhellen könnten.

Quelle: Journal of neurology, neurosurgery, and psychiatry, Dez. 2008

Redaktion: AMSEL e.V., 08.01.2009