Spenden und Helfen

Impfen: Impfstoffe bei Multipler Sklerose / bei MS-Therapien (Teile 4 und 5)

In den letzten beiden Teilen seiner 5-teiligen Reihe zum Thema Impfen widmet sich Prof. Mathias Mäurer dem Impfen bei MS und speziell dem Impfen vor und während bestimmter MS-Therapien.

Kann Impfen Multiple Sklerose auslösen? Das Vorurteil hält sich hartnäckig. Natürlich kann unter allen Geimpften im zeitlichen Zusammenhang auch eine MS entstehen. Ursächlich gibt es hier nach heutigen Erkenntnissen und mit modernen Impfstoffen jedoch keinerlei Zusammenhang. Menschen erkranken an Multipler Sklerose, ob sie sich impfen lassen oder nicht.

Es gab mit einem früheren, durch tierisches Nervengewebe verunreinigten Impfstoff gegen Tollwut tatsächlich diesen ursächlichen Zusammenhang. Nur werden solche Impfstoffe schon lange nicht mehr verwendet.

Umgekehrt ist es sogar so, dass bestimmte Impfungen vor der Aufnahme einer Therapie mit bestimmten Medikamenten gegen Multiple Sklerose empfohlen werden, etwa die Varizellenimpfung vor einer Fingolimod-Therapie bei Patienten, die noch keine Windpocken durchgemacht haben.

Ob manche Impfungen Schübe auslösen können, ist noch nicht ganz geklärt. Sicher ist, dass Totimpfstoffe keine Schübe auslösen. Bei den Lebendimpfstoffen ist die Frage nicht eindeutig zu beantworten. Möglicherweise ist das Schubrisiko nach einer Gelbfieberimpfung erhöht, nach heutigem Stand jedoch nicht bei anderen Lebendimpfungen. Im Zweifel gilt aber auch hier: Man muss Nutzen und Risiko abwägen. Ein Infektionsausbruch kann schlimmere Folgen haben als ein MS-Schub.

Man darf in dem Zusammenhang aber nicht einen Pseudoschub mit einem echten Schub verwechseln. Führt eine Impfung zu erhöhter Temperatur (das ist eine bekannte vorübergehende Nebenwirkung, die manche Menschen für 1-3 Tage nach einer Impfung haben), dann kann die symptomverstärkend wirken, jedoch nur, solange das Fieber anhält und ohne bleibende (MS-) Schäden.

    Zusammenfassend schreibt Prof. Mäurer über seine Reihe zum Thema Impfen/ Multiple Sklerose/ MS-Therapie:

    • Impfen zählt zu den effektivsten und sichersten Präventivmaßnahmen.
    • Heutige Impfstoffe werden gut vertragen.
    • Impfkomplikationen gibt es nur in seltenen Fällen.
    • Bleibende Schäden sind eine Rarität.
    • Impfungen führen zu weit weniger Nebenwirkungen als die Erkrankungen, gegen die sich die Impfung richtet.
    • Impfungen lösen keine MS aus.
    • Schübe sind ebenfalls unwahrscheinlich - im Unterschied zu manchen durchgemachten Infekten, die Schübe auslösen können.
    • Impfungen schützen vor Infektionen oder schwächen sie ab und bieten damit einen Schutz vor MS-Krankheitsaktivität.
    • Dementsprechend sollten alle MS-Patienten einen Impfschutz gemäß den Empfehlungen der STIKO erhalten.

    Quelle: www.ms-docblog.de, 12. und 28.10.2020.

    Redaktion: AMSEL e.V., 30.10.2020