Spenden und Helfen

Helmut-Bauer-Nachwuchspreis verliehen

07.12.09 - Die Auszeichnung ging dieses Jahr an Berlin und Würzburg. Beide Forscher sind Naturwissenschaftler.

Zum sechsten Mal hat die Universitätsmedizin Göttingen den Helmut-Bauer-Nachwuchspreis für Multiple-Sklerose-Forschung verliehen. Die Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Preises fand bereits am Mittwoch, dem 25. November 2009, statt. Er ging in diesem Jahr zu gleichen Teilen von jeweils 5.000 Euro an zwei Nachwuchswissenschaftler.

Grenzposten an der Blut-Hirn-Schranke

Der 34-jährige Nachwuchswissenschaftler Dr. rer. nat. Ulf Schulze-Topphoff forscht derzeit als PostDoc in der Cecilie-Vogt-Klinik an der Charité - Universitätsmedizin Berlin und am Max-Delbrück Centrum für Molekulare Medizin. Während dieser Tätigkeit ist auch die Arbeit entstanden, für die er jetzt den Helmut Bauer-Nachwuchspreis erhielt. Die Arbeit mit dem Titel "Activation of kinin receptor B1 limits encephalitogenic T lymphocyte recruitment to the central nervous svstem” wurde im Jahr 2009 in der international renommierten Zeitschrift "Nature Medicine" veröffentlicht.

In der prämierten Arbeit hat Dr. Schulze-Topphoff ein wichtiges Kennzeichen der Multiplen Sklerose näher untersucht: Typisch für die Erkrankung ist, dass Immunzellen in das Zentralnervensystem (ZNS) einwandern ("Migration"). Er konnte aufdecken, dass ein körpereigenes Kontrollsystem, das aus dem Herz-Kreislauf-Bereich bekannt ist, die Migration pathogener T-Zellen ins ZNS steuert. Die Schlüsselrolle spielt dabei ein auf T-Zellen des Immunsystems ansässiger Rezeptor, der so genannte Bradykinin-Rezeptor-1. In einem Tiermodell der Multiplen Sklerose konnte der Nachwuchsforscher zeigen, dass die Aktivierung dieses Rezeptors die Wanderung von Immunzellen über die Blut-Hirn-Schranke ins entzündete Zentralnervensystem mindert. Diese Entdeckung könnte möglicherweise ein neuer Ansatz zur Behandlung chronischer Entzündungen wie der Multiplen Sklerose sein.

Die Rolle des Kaliumkanals

Der 32-jährige Preisträger Dr. med. Dr. rer. nat. Sven G. Meuth ist derzeit als Assistenzarzt an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Würzburg tätig. Gleichzeitig widmet er sich Forschungen zur Multiplen Sklerose: Seit 2004 gehört er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschergruppe "Multiple Sklerose und Neuroimmunologie" an. Seine nun prämierte Forschungsarbeit absolvierte er im Rahmen dieser Tätigkeit in der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Heinz Wiendl.

Den Preis erhält Dr. Dr. Meuth für seine Arbeit zum Thema "TWIK-related acid sensitive K+ channel 1 (TASK1) and TASK3 critically influence T lymphocyte effector funtions", die in der März-Ausgabe der Zeitschrift "Journal of Biological Chemistry" im Jahr 2008 erschienen ist. Die Zeitschrift ist das offizielle Organ der amerikanischen Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie.

In der Studie beschäftigt sich Dr. Dr. Meuth mit der Rolle einer erstmals auf T-Lymphozyten beschriebenen Kaliumkanalfamilie und deren Einfluss auf die T-Zellfunktion. Anhand von detaillierten elektrophysiologischen Studien konnte er die Kanalfunktion grundlegend beschreiben. Zudem konnte er zeigen, dass diese möglicherweise molekulare Zielstrukturen für den Einsatz von Medikamenten sein könnten.

"Die Arbeiten beider Nachwuchswissenschaftler liefern neue, sehr grundlegende Erkenntnisse, um den Krankheitsverlauf bei Multiple Sklerose besser zu verstehen. Die Ergebnisse ihrer Arbeiten haben Bedeutung für künftige neue Therapieentwicklungen bei der MS", sagt Prof. Dr. Wolfgang Brück, Direktor der Abteilung Neuropathologie. Deshalb habe die Jury den Preis in diesem Jahr geteilt und zwei Nachwuchswissenschaftlern zuerkannt. Die Arbeit von Dr. Dr. Sven G. Meuth wertet die Jury deshalb als so bedeutend, weil sie neuartige Ionenkanäle identifiziert hat, die für die Aktivierung der Immunzellen bei der MS eine Rolle spielen. Mit der Prämierung der Arbeit von Dr. Ulf Schulze-Topphoff honoriert sie Forschungsergebnisse, die es nun ermöglichen, neue Behandlungsansätze bei der MS zu untersuchen, die die Einwanderung von Immunzellen in das Gehirn beeinflussen.

Helmut-Bauer-Nachwuchspreis

Der Helmut-Bauer-Nachwuchspreis für Multiple-Sklerose-Forschung ist nach dem ehemaligen Direktor der Neurologischen Klinik der Universität Göttingen benannt. Das Preisgeld wird von der Firma Biogen Idec gestiftet. Prof. em. Dr. Helmut Bauer war von 1963 bis 1980 an der Neurologischen Klinik tätig. Der Nachwuchspreis würdigt Forschungsarbeiten über die Ursachen und neue Behandlungsstrategien bei Multipler Sklerose. Allen Bewerbungen liegen wissenschaftliche Publikationen in international anerkannten neurowissenschaftlichen Fachzeitschriften zugrunde.

Quelle: Pressemitteilung der Universitätsmedizin Göttingen, 25.11.09

Redaktion: AMSEL e.V., 07.12.2009