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Helmut-Bauer-Nachwuchspreis 2008 für MS-Forschung verliehen

27.11.08 - Der mit 10.000 Euro dotierte Preis geht jeweils zu gleichen Teilen an zwei Nachwuchwissenschaftler: Dr. Assunta Dal-Bianco aus Wien und Dr. Manuel Friese aus Hamburg.

Zum fünften Mal hat die Universitätsmedizin Göttingen der Georg-August-Universität den Helmut-Bauer-Nachwuchspreis für Multiple-Sklerose-Forschung verliehen. Die Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Preises ging am Mittwoch, dem 26. November 2008 zu gleichen Teilen von jeweils 5.000 Euro an zwei Nachwuchswissenschaftler.

Die 31-jährige Preisträgerin Dr. Assunta Dal-Bianco ist derzeit als Assistenzärztin an der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Wien tätig. Ihre nun prämierten Forschungsarbeiten absolvierte sie bis Mitte 2007 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Hirnforschung in Wien. Den Preis erhält Dr. Dal-Bianco für ihre Arbeit zum Thema "Multiple Sclerosis and Alzheimer’s Disease", die in der Februar-Ausgabe der Zeitschrift "Annals of Neurology" dieses Jahres erschienen ist. Die Zeitschrift ist das offizielle Organ der amerikanischen Gesellschaft für Neurologie.

Alzheimer- und MS-Entzündung ähnlich

In der Studie beschäftigt sich Dr. Dal-Bianco mit der Frage, ob ein Unterschied in der Entzündungsreaktion zwischen der Alzheimerschen Erkrankung und der Multiplen Sklerose nachweisbar ist. In detaillierten quantitativen Studien zeigte sie, dass ein ähnliches Aktivierungsmuster der Mikroglia, der im Gehirn ansässigen Zelle des Immunsystems, bei Alzheimer- und MS-Patienten zu sehen war. Dies ist umso bemerkenswerter, da beide Krankheiten extrem unterschiedliche Ursachen und Verläufe haben. Darüber hinaus untersuchte Dr. Dal-Bianco die Frage, ob eine chronische Mikrogliaaktivierung in der Großhirnrinde bei MS-Patienten die Entwicklung eines Morbus Alzheimer fördert. Ihr Ergebnis: Dies ist nicht der Fall.

Der 35-jährige Nachwuchswissenschaftler Dr. Manuel Friese forscht derzeit mit seiner DFG-geförderten Emmy Noether-Nachwuchsgruppe am Institut für Neuroimmunologie und Klinische Multiple Sklerose Forschung (INiMS) in Hamburg und ist gleichzeitig wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department of Clinical Neurology an der University of Oxford.

Im Labor von Prof. Lars Fugger in Oxford ist auch die Arbeit entstanden, für die er den Helmut Bauer-Nachwuchspreis erhielt. Die Arbeit mit dem Titel "Acid-sensing ion channel-I contributes to axonal degeneration in autoimmune inflammation of the central nervous system” wurde im Jahr 2007 in "Nature Medicine" veröffentlicht.

ph-Wert beeinflusst Nervenschäden

In der prämierten Arbeit beschreibt Dr. Friese einen neuen Mechanismus, wie Nervenzellfortsätze durch eine Entzündungsreaktion geschädigt werden. Seine Arbeit in einem Tiermodell der MS zeigt, dass es in Entzündungsherden im Gehirn, wie sie typisch für die Multiple Sklerose sind, zu einer Erniedrigung des pH-Werts kommt. Interessanterweise führt diese pH-Änderung zu einer Aktivierung von bestimmten Ionenkanälen auf den Nervenzellfortsätzen, die nachfolgend an deren Schädigung beteiligt sind (Originalarbeit: Friese MA, Craner MJ, Etzensperger R, Vergo S, Wemmie JA, Welsh MJ, Vincent A and Fugger L. "Acid-sensing ion channel-I contributes to axonal degeneration in autoimmune in-flammation of the central nervous system.” Nafure Medicine 2007, 13: 1483-1 489.)

"Die Arbeiten beider Nachwuchswissenschaftler liefern neue, sehr grundlegende Erkenntnisse, um den Krankheitsverlauf bei Multiple Sklerose besser zu verstehen. Die Ergebnisse ihrer Arbeiten haben Bedeutung für künftige neue Therapieentwicklungen bei der MS", sagt Prof. Dr. Wolfgang Brück, Direktor der Abteilung Neuropathologie der Universität Göttingen. Deshalb habe die Jury den Preis in diesem Jahr geteilt und zwei Nachwuchswissenschaftlern zuerkannt. Die Arbeit von Dr. As-sunta Dal-Bianco wertet die Jury insgesamt deshalb als so bedeutend, weil sie die Rolle der Mikroglia bei der Entzündungsreaktion im Gehirn von MS-Patienten so detailliert charakterisiert hat. Mit der Prämierung der Arbeit von Dr. Manuel Friese honoriert sie Forschungsergebnisse, die es nun ermöglichen, neue Behandlungsansätze bei der MS zu untersuchen. Diese sollen helfen, die Schädigung der Nervenzellfortsätze zu verhindern.

Helmut-Bauer-Nachwuchspreis

Der Helmut-Bauer-Nachwuchspreis für Multiple-Sklerose-Forschung ist nach dem ehemaligen Direktor der Neurologischen Klinik der Universität Göt-tingen benannt. Das Preisgeld wird von der Firma Biogen Idec gestiftet. Prof. em. Dr. Helmut Bauer war von 1963 bis 1980 an der Neurologischen Klinik tätig.

Der Nachwuchspreis würdigt Forschungsarbeiten über die Ursachen und neue Behandlungsstrategien bei Multipler Sklerose. Allen Bewerbungen liegen wissenschaftliche Publikationen in international anerkannten neurowissen-schaftlichen Fachzeitschriften zugrunde.

Quelle: Pressemitteilung der Universitätsmedizin Göttingen, 26.11.08

Redaktion: AMSEL e.V., 27.11.2008