Spenden und Helfen

Gemeinsam machen sie krank

21.07.09 - Welchen Einfluss haben Myelinschaden und fehlerhaftes Immunsystem bei der Multiplen Sklerose?

Eine erhöhte Anfälligkeit des zentralen Nervensystems (ZNS) gegenüber Angriffen von außen und ein fehlerhaft arbeitendes Immunsystem gelten als zwei Faktoren für die Entstehung und den Verlauf chronisch entzündlicher Erkrankungen des ZNS wie z.B. der MS. Inwieweit sich diese beiden Faktoren gegenseitig beeinflussen, war bislang aber unklar.

Um hier mehr zu erfahren, haben der Mediziner Prof. Dr. Heinz Wiendl, Leiter der Klinischen Forschungsgruppe für MS, und der Neurobiologe Prof. Dr. Rudolf Martini, Leiter der Arbeitsgruppe Entwicklungsneurobiologie Würzburg, eine Untersuchung an Mäusen mit einer experimentellen ZNS-Entzündung durchgeführt. Die Fragestellung: Wie beeinflusst eine vorgegebene genetische Veränderung des Myelins die Entzündung des ZNS, wenn außerdem eine Fehlregulation des Immunsystems vorliegt, und was passiert, wenn diese Fehlregulation des Immunsystems nicht gegeben ist.

Ein Faktor allein reicht nicht aus

Ihr Ergebnis: Erst wenn beides gegeben ist, also Myelinschaden und fehlerhaftes Immunsystem, dann verstärkt sich die Entzündungsreaktion im ZNS und die Gewebeschäden nehmen zu, es kommt zu einem früheren Einsetzen der Erkrankung und einem verstärkten Krankheitsverlauf. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass in diesen Fällen vermehrt Immunzellen in das ZNS eindringen und dort entzündungsfördernde Botenstoffe ausschütten. Gleichzeitig waren die Hinweise auf Nervenschädigung am deutlichsten sichtbar. Fehlerhaft arbeitende Immunzellen allein verursachen keine Schäden.

Für die Multiple Sklerose beim Menschen bedeutet dies, dass genetisch bedingte Veränderungen der Myelinbildung und genetisch bedingte Fehlregulationen des Immunsystems allein noch keinen Krankheitswert haben. Wenn aber beide Faktoren zusammentreffen, und es zu einer gegen das ZNS gerichteten Entzündungsreaktion kommt, dann verläuft sie heftiger und mit deutlich mehr Gewebeschädigung als ohne diese Faktoren. Nach Ansicht der beiden Wissenschaftler lässt dies den Schluss zu, dass eine Kombination verschiedener krankheitsfördernder Aspekte auch bei Multipler Sklerose den Ausbruch der Erkrankung oder die Intensität von Schüben beeinflusst.

Das Ergebnis ihrer Arbeit haben sie jetzt im American Journal of Pathology veröffentlicht. Originaltitel: Accelerated Course of Experimental Autoimmune Encephalomyelitis in PD-1-Deficient Central Nervous System Myelin Mutants. Antje Kroner, Nicholas Schwab, Chi Wang Ip, Sonja Ortler, Kerstin Göbel,Klaus-Armin Nave, Mathias Mäurer, Rudolf Martini and Heinz Wiendl. The American Journal of Pathology, Vol. 174, No. 6, June 2009, DOI: 10.2353/ajpath.2009.081012

Quelle: Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 21. Juli 2009

Redaktion: AMSEL e.V., 21.07.2009