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Fördert die Interferon-Behandlung den psychischen Zustand?

05.02.07 - Das wollen Forscher aus Barcelona in einer Langzeitstudie herausgefunden haben.

Ein Team der Universitätsklinik in Barcelona untersuchte den psychischen Zustand von insgesamt 234 Patienten unter Interferon beta-Therapie über mindestens zwei Jahre hinweg. Alle Patienten hatten vor 2000 mit der Behandlung begonnen. Dreierlei Fragebögen - die Hamilton Depression Rating Scale, der Beck Depression Inventory und der State-Trate Anxiety Inventory - dienten nach einem ersten Baseline-Test als Mess-Skalen im Laufe des Beobachtungszeitraumes.

Nach einer mittleren Dauer von 65 Monaten hatten 52 der 234 Patienten, also über ein Fünftel, die Interferontherapie beendet. Ein Vergleich der Ausgangsdaten mit den späteren Testergebnissen zeigte, dass sich Symptome wie Depression und Beklemmung unter denjenigen Patienten verbesserten, die an ihrer Therapie festgehalten hatten. Eine Verschlechterung der körperlichen Behinderung, kombiniert mit anfänglicher Depression, entpuppten sich als die stärksten Voraussetzungen für eine spätere Langzeit-Depression. Andersherum betrachtet schienen Interferon beta-Therapie und das Ausbleiben emotionaler Verschlechterung miteinander einherzugehen.

Genauere Rückschlüsse auf eine entweder direkte oder indirekte Auswirkung der Interferontherapie auf den psychischen Zustand von MS-Patienten ziehen die Forscher nicht. Aus welchen Gründen die eine Gruppe die Behandlung aufgab, und ob sich in dieser Gruppe vielleicht besonders schwere, mittlerweile womöglich progressive Verläufe konzentrierten, lässt sich ebensowenig ausmachen. Vom logischen Standpunkt aus betrachtet sind die Ergebnisse daher mit Vorsicht zu genießen, wobei ein Zusammenhang zwischen verschlimmerten körperlichen und verschlimmerten psychischen Symptomen, in diesem Fall vielleicht eine indirekte Wirkung der medikamentösen Behandlung, nicht ausgeschlossen werden kann.

Quelle: Multiple Sclerosis, Dezember 2006

Redaktion: AMSEL e.V., 06.02.2007