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Faktoren für progressiven Verlauf?

Für den schnelleren Übergang von der schubförmigen zur schleichenden Multiplen Sklerose fand ein Forscherteam zwei Risikofaktoren.

Die von internationalen MS-Organisationen getragene Beobachtungsstudie hat zum Ziel, Faktoren herauszufinden, die den Krankheitsverlauf beschleunigen könnten. Bis heute sind Krankheitsfortschritt, Schwere der MS und einzelne Symptome nicht vorhersagbar. Im Journal of Neurology, Neurosurgery, and Psychiatry berichten die Forscher über Ihre Ergebnisse.

Das kanadisch-niederländische Team beobachtete über 5.000 Patienten über 23 Jahre hinweg. 35 % davon entwickelten innerhalb der Beobachtungszeit einen sekundär-progressiven Verlauf. Beobachtet wurden außerdem nur Patienten, die keine immunmodulierenden Therapien machten (diejenigen, die eine solche Behandlung starteten, wurden nicht weiter beoachtet). Dies geschah vor dem Hintergrund, besser vergleichen zu können (der "natürliche" Verlauf der MS). Wären diese Patientendaten weiterverfolgt worden, hätten sie die Ergebnisse verfälscht.

Mann und motorische Symptome

In der nicht behandelten Gruppe dauerte es durchschnittlich 21.4 Jahre vom Start der Krankheit bis zur sekundären Progression. Das Viertel mit der langsamsten Progression brauchte durchschnittlich 32 Jahre bis zu diesem Übergang.

Mehr motorische Störungen zu Krankheitsbeginn sowie männliches Geschlecht standen in Zusammenhang mit einer schnelleren Entwicklung hin zur SPMS. Motorische Störungen wie Spastik und Tremor zu Krankheitsbeginn führten bereits nach durchschnittlich 18.6 Jahren zum progressiven Verlauf, während ohne diese Anfangssymptome ca. 22 Jahre vergingen. Männer mit Multipler sklerose erreichten den sekundär-progressiven Verlauf durchschnittlich bereits nach 17,1 Jahren, während es bei Frauen rund 22,7 dauerte. Umgekehrt könnte man sagen, dass Betroffene Frauen, die noch dazu anfangs keine motorischen Symptome haben, möglicherweise einen etwas weniger raschen Krankheitsverlauf erwarten können. Multiple Sklerose bleibt jedoch eine sehr individuelle Krankheit, und selbst solche größer angelegten Statistiken treffen auf den Einzelnen nur sehr bedingt zu.

MS-Register

Die Ergebnisse könnten jedoch Medizinern einen kleinen Hinweis auf bestimmte Tendenzen liefern. Vor allem könnte die Studie dazu dienen, Anhaltspunkte dafür zu finden, wie ein MS-Verlauf eventuell zu stoppen sei.

Ähnlich, allerdings sehr viel größer angelegt, was die Befragten und die Fragestellungen angeht - arbeitet das MS-Register der DMSG. Es erhebt Daten über die Häufigkeit von Multipler Sklerose, ihre Verteilung auf verschiedene Verlaufsformen und Schweregrade sowie Arbeitsfähigkeit und medizinische Versorgung. Das MS-Register liegt als Broschüre vor.

Quelle: Journal of Neurology, Neurosurgery, and Psychiatry, vorab online 16.07.10

Redaktion: AMSEL e.V., 10.09.2010