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Erbliches Multiple Sklerose-Risiko

Einer großen schwedischen Studie zufolge ist die familiäre Erblichkeit der MS geringer als bisher angenommen.

Multiple Sklerose ist keine Erbkrankheit, hat jedoch genetische Faktoren. Viele Paare mit MS und Kinderwunsch nehmen dieses Risiko, so klein es ist, durchaus mit in die Überlegungen auf, wenn sie sich für oder gegen Nachwuchs entscheiden.

Das Risiko naher Verwandter von MS-Betroffenen, ebenfalls die Diagnose Multiple Sklerose zu erhalten, ist gegenüber der allgemeinen Bevölkerung ganz klar erhöht. Wobei noch nicht bekannte Umwelteinflüsse, vor allem vor dem 15. Lebensjahr, die wichtigere Rolle spielen.

Bisherigen Studien zufolge hatten nahe Verwandte, etwa Geschwister ein bis zu 50-faches Risiko, auch an MS zu erkranken gegenüber der Normalbevölkerung. Während in der Gesamtbevölkerung etwa 50 bis 100 Menschen pro 100.000 Menschen an MS erkranken (das entspricht 0,5-1 Promille oder 0,05-0,1 %), haben Geschwister ein Risiko von bis zu 5 % (bei eineiigen Zwillingen sind es sogar 20-41 %). - So die statistische Grundlage zum erblichen MS-Risiko bisher.

Eine schwedische Studie, in Brain veröffentlicht, hat nun - für die schwedische Bevölkerung - gezeigt, dass das familiäre Erkrankungsrisiko für Multiple Sklerose deutlich kleiner ist als bisher angenommen. Demnach tragen Enkel, Nichten und Neffen kein erhöhtes Risiko. Geschwister haben nur noch das 7-fache Risiko gegenüber der Allgemeinbevölkerung, während Kinder von Menschen mit Multipler Sklerose nur noch das 5-fache Risiko haben, wie eines ihrer Elternteile mit MS diagnostiziert zu werden. - Das ist grade mal ein Zehntel des bisher angenommenen Faktors von 50.

Qualität der schwedischen Studie

Die vom Karolinska Institut präsentierte Studie basiert auf Bevölkerungs- und Krankenversicherungsregistern aus Schweden. Im Unterschied zu Deutschland sind in Schweden alle Fälle von MS registriert. Bisherige Studien zum familiären Erkrankungsrisiko basierten auf Daten von MS-Instituten und -Kliniken. Dorthin kommt aber nur ein Teil der Erkrankten. Einziger Nachteil: In Skandinavien herrscht ein anderes Erkrankungsrisko wegen der größeren Entfernung zum Äquator. Das macht die schwedischen Zahlen weniger leicht vergleichbar.

Dennoch: Während man in Deutschland die Gesamtzahl der Erkrankten nur schätzen oder hochrechnen kann - heute geht man von etwa 130.000 Fällen aus - weiß man in Schweden, dass es seit 1968 etwas über 23.000 MS-Patienten gibt. Verglichen mit einem Mehr-Generationen-Register und unterteilt nach eigenen und adoptierten Kindern, konnten die Wissenschaftler nun das deutlich geringere durchschnittliche Erkrankungsrisiko gegenüber der Allgemeinbevölkerung ermitteln.

Quelle: Brain, 17.01.2014

Redaktion: AMSEL e.V., 24.01.2014