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Epstein-Barr-Virus wieder im Gespräch

12.04.06 - Die jüngste Veröffentlichung deutet auf einen Zusammenhang mit MS hin.

Schon geraume Zeit untersuchen Forscher den Zusammenhang zwischen Multiple Sklerose und dem Epstein-Barr-Virus. Eine frühere retrospektive Fall-Kontroll-Studie mit über 1.000 Fällen hatte für Infizierte eine 13,5-fach gesteigertes Risiko errechnet.

Die jüngste Studie, welche die bislang am weitesten zurückreichenden Daten einschließt, da sie auf archivierten Blutproben von Krankenversicherten beruht, die zwischen 1965 und 1974 entnommen wurden, befürwortet ebenso einen Zusammenhang, also die sog. "Infektionshypothese".

Neben epidemologischen Hinweisen gibt es auch labortechnische: 2005 zeigte die Arbeitsgruppe um Prof. Bernhard Hemmer von der Universität Düsseldorf, dass T-Zellen und Antikörper aus dem Blut von MS-Patienten mit Bestandteilen des EBV reagieren (Journal of Clinical Investigation).

Ergebnis: Die späteren MS-Patienten hatten bereits 15 bis 20 Jahre vor der Erkrankung erhöhte Titer von EBV-Antikörpern. Insbesondere der Komplex der nukleären Antikörper (EBNA-Komplex) und EBNA-1 waren deutlich höher. Ein vierfacher Anstieg von EBNA-Komplex-Antikörpern verdoppelte das Risiko auf eine spätere MS-Erkrankung (Relatives Risiko RR 2,1; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,1-3,8). Für einen vierfachen Anstieg des EBNA-1-Antikörper-Titers war das Risiko ebenfalls signifikant erhöht (RR 1,8; 1,1-2,9).

Die aktuelle Studie ist die vierte, die einen Anstieg von Antikörpern vor dem Ausbruch der MS zeigt. Jedoch reichte in keiner der anderen Studien der Antikörperanstieg so weit zurück wie in der aktuellen Studie. Da die meisten Menschen sich als Teenager oder junge Erwachsene mit EBV infizieren, ist es nicht auszuschließen, dass die immunologischen Weichen für die Erkrankung bereits in dieser Lebensphase gestellt werden.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt

Redaktion: AMSEL e.V., 12.04.2006