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Epitope als neuer Ansatz für Therapie der Multiplen Sklerose

Europäische Forscher erkennen, dass "gespleißte" Epitope häufiger vorkommen als gedacht. Sie machen das Immunsystem flexibel - aber auch anfälliger für Fehler.

Einen ganz neuen Blick auf Multiple Sklerose ab er auch andere Autoimmunerkrankungen könnte die Entdeckung von Berliner, Londoner und Utrechter Wissenschaftlern nun freigeben: Das europäische Forscherteam fand gemeinsam heraus, dass sogenannte "gespleißte" Epitope, das sind Eiweißschnipsel aus dem Zellinneren, die an der Außenwand wie eine Fahne präsentiert werden, häufiger vorkommen als gedacht.

Im Zellinneren werden körpereigene Eiweiße wie auch Fremdkörpereiweiße "verdaut", das heißt, aufgespalten. Diese Molekülabschnitte oder auch Eiweißschnipsel, wandern nach dem Aufspaltungsvorgang an die Außenwand der Zelle und dienen den Immunzellen als Erkennungsfähnchen. Fremdes wird angegriffen, Körpereigenes normalerweise - mit Ausnahme zB der Autoimmunkrankheiten - nicht.

Manchmal, und so viel war bereits bekannt, setzen sich 2 dieser Molekülabschnitte auf der Außenhaut der Zelle zusammen. Man spricht von gespleißten Epitopen ("spliced epitopes" im Englischen). Die Fragmente dieser zusammengesetzten Epitope stammen aus unterschiedlichen Bereichen eines Proteins und weisen nun eine veränderte Sequenz von Aminosäuren auf.

Was bei Autoimmunerkrankungen aus dem Ruder läuft

So weit, so gut. Problematisch wird es allerdings, wenn von einem Erreger abstammende gespleißte Epitope identisch mit körpereigenen Epitopen sind. Dann erhält das Immunsystem den Auftrag, körpereigenes Gewebe anzugreifen, im Fall von Multipler Sklerose zum Beispiel die Myelinschicht um Nervenzellen herum.

Bisher ging man davon aus, dass gespleißte Epitope eine Ausnahme darstellen. Die neuen Erkenntnisse zeigen jedoch, dass rund ein Drittel aller Epitope gespleißt werden. Damit dürfte sich Die Fehlerquote und somit die Bedeutung für Autoimmunkrankheiten deutlich erhöhen.

Die Erkenntnis könnte zum besseren Verständnis von Autoimmunkrankheiten beitragen, bei denen sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe richtet, wie etwa bei Diabetes oder Multipler Sklerose und eine Möglichkeit darstellen für weitere Therapie-Ansätze.

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von Charité und Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH), 21.10.2016

Redaktion: AMSEL e.V., 21.10.2016