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Doppelseilzug trainiert Koordination, Kraft und Ausdauer

Das Gerät, das man auch in Fitnessstudios findet, ist leicht bedienbar und sehr vielseitig - und auch für Multiple Sklerose Erkrankte gut geeignet. Eingesetzt wird der Doppelseilzug in der Medizinischen Trainingstherapie im Quellenhof. Together 01/13 berichtet.

Der Doppelseilzug bietet eine große Bandbreite an Übungen für Arme und Beine, in erster Linie werden am Seilzuggerät die Rumpfmuskeln, der Schultergürtel, die Hüftmuskeln, Knie und Ellenbogen trainiert. An Seilzuggeräten können sowohl MS-Erkrankte ohne oder mit leichten Symptomen als auch schwerer Betroffene trainieren, denn das Training kann im Stehen, Sitzen (auch im Rollstuhl), Rücken-, Bauch- und Seitenlage durgeführt werden. Ziel des Trainings ist eine Verbesserung von Koordination, Kraft und Ausdauer.

Seilzuggeräte vielfältig einsetzbar

Was sich einfach anhört, hat weitreichende Auswirkungen. Durch Übungen am Seilzuggerät kann zum Beispiel das Gangbild verbessert werden, indem die Kraft in den Beinen und fehlende Bewegungskomponenten für das Gehen gezielt geübt werden.

Im Quellenhof analysiert ein Physiotherapeut vor dem Training die vorhandene Bewegungsfähigkeit des MS-Erkrankten, um geeignete Übungen festzulegen. Er legt außerdem die Höhe der Gewichte sowie die Anzahl der Einzelübungen und Serien fest.

Angestrebt werden je nach Ziel, Steigerung der Schnellkraft oder Kraftausdauer, 50 bis 80 Prozent der Maximalleistung. D.h. 50 bis 80 Prozent des Gewichts, das einmalig bewegt werden kann oder der maximalen Wiederholungsrate eines Gewichts. Unter Schnellkraft versteht man diejenige Kraft, mit der der Fuß sich vom Boden abdrückt. Sie ist z. B. für schnelles Gehen oder Joggen wichtig. Kraftausdauer wird benötigt für das Gehen langer Wegstrecken, das Steigen von Treppen oder auch für den ausdauernden Einsatz der Arme und Hände in Haushalt und Beruf. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, sollte zwei- bis viermal in der Woche mindestens trainiert werden. Nach ein bis zwei Wochen wird im Quellenhof die Leistungsfähigkeit des Trainierenden erneut beurteilt, und das Programm gegebenenfalls angepasst.

A

utor: Klaus Gusowski

  • seit 2001 Leitender Krankengymnast im Neurologischen Rehabilitationszentrum (NRZ) Quellenhof in Bad Wildbad.
  • 1976 –1979 Ausbildung zum Krankengymnasten,Universität Mainz
  • 1979–2001 stellv. ltd. Krankengymnast,
    Rommel-Klinik Bad Wildbad
  • seit 1996 regelmäßige Vortragstätigkeit für die AMSEL, vor allem im Bereich Südbaden
  • Spezielle Kenntnisse: beobachtende Ganganalyse "Gehen", Manuelle Therapie, Bobath-Konzept, Vojta-Therapie, Therapie des Fasziooralen Traktes, Brunkow-Konzept (stimulatives Konzept)

Das Gute am Seilzuggerät: Bestimmte Muskelgruppen können sehr gezielt trainiert werden und durch die vielen unterschiedlich wählbaren Gewichte (Grundgewicht: 1,25 kg Gramm, Maximalgewicht 50 kg beim doppelten Seilzug) kann die Übungsintensität sehr fein eingestellt und vor allem problemlos dem Leistungsvermögen des MS-Erkrankten angepasst werden. Durch die Übungen am Seilzuggerät können beliebig viele Sequenzen physiologischer Bewegungsmuster des Alltags, Berufs und des Sports imitiert und dadurch eine verbesserte Bewältigung von Alltagssituationen erreicht werden.

So wie bei Frau K., die im Rahmen ihres Rehabilitationsaufenthaltes im Quellenhof auch an den Seilzügen trainiert hat. Frau K. hat sich nach den Messungen der Physiotherapeuten in allen Gangparametern (Schrittgröße, Gehgeschwindigkeit, Gehausdauer) verbessert und ihre Gehstrecke wurde erweitert. Am meisten hat sich ihr Sturzrisiko gemindert, was auch ein großes Ziel des Rehabilitationsaufenthaltes war. Ein wichtiges Element zur Erreichung dieses Behandlungserfolgs war die Einbindung der Gerätetherapie in die Behandlungskonzeption der Physiotherapie.

Weitere Therapiestationen der Medizinischen Trainingstherapie im NRZ Quellenhof sind die Ergospirometrie, die Wii-Konsolen und derLokohelp Pedago (wir haben berichtet).

Quelle: Together 01/13, Klaus Gusowski

Redaktion: AMSEL e.V., 14.03.2013