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Direkter Draht zwischen Gehirn und Immunsystem

12.02.07 - Helmholtz-Wissenschaftler finden Verknüpfungen zwischen Nerven- und Abwehrzellen bei Mäusen. Eine Analogie zum Menschen wird vermutet.

Zwischen Gehirn und Immunsystem gibt es einen direkten Draht, jedenfalls bei Mäusen. Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig haben den Mäusedarm und die ihn umgebenden Blut- und Lymphgefäße mit Mikroskopier- und Markierungstechniken untersucht. Sie fanden heraus, dass zahlreiche Immunzellen im Gewebe rund um den Darm unmittelbar mit Nervenfasern und Nervenzellen verknüpft sind.

Hinweise darauf, dass die Immunabwehr teilweise unter dem Einfluss des Nervensystems steht, seien längst bekannt, so der Helmholtz-Wissenschaftler Dr. Kurt Dittmar: "Wir haben diese Verbindung jetzt unter dem Mikroskop sehen können."
Vermutlich lägen die Verhältnisse beim Menschen nicht viel anders als bei der Maus: Auch hier geht man davon aus, dass Gehirn und Psyche auf das Immunsystem einwirken. Für viele Infektions- und Autoimmunkrankheiten ist im klinischen Alltag ein Zusammenhang zwischen der Psyche und der Schwere der Krankheit bekannt.

Über Einzelheiten dieses Wechselspiels wollen die Helmholtz-Forscher auf der Basis ihrer Arbeit nicht spekulieren: Wie das Nervensystem die Immunabwehr steuert, wissen sie noch nicht. Die Erforschung dieser Wechselwirkungen stehe erst ganz am Anfang. Aufschluss über manche Infektionsprozesse seien aber womöglich schon in naher Zukunft denkbar: "Krankheitserreger wie etwa die Prionen, die den Rinderwahn auslösen, gelangen über den Darm in das Nervensystem. Vielleicht zeigt sich, dass sie den Weg über die Lymphknoten des Darms nehmen - und dabei die Nerven-Lymphgefäß-Verbindungen nutzen, die wir gefunden haben."

Neue Färbemethoden

Bei ihren Untersuchungen bedienten sich die Wissenschaftler der Immunhistochemie: Gegen Moleküle der Zelloberflächen, die jeweils nur in einem bestimmten Gewebetyp vorkommen, werden Antikörper hergestellt, die man farbig markieren kann. Unterschiedliche Gewebe erscheinen dann im Lichtmikroskop in unterschiedlichen Farben. Diese Methoden, erklärt der Helmholtz-Gastforscher Bin Ma aus China, hätten sie weiter entwickelt. Ihnen sei es gelungen, bis zu sieben Zelltypen gleichzeitig in histologischen Schnitten charakterisieren.

Viele Kontakte zwischen Immun- und Nervenzellen wurden sichtbar gemacht. B-Lymphozyten, T-Lymphozyten, dendritische Zellen - das sind einige der wichtigsten Immunzell-Klassen - sie alle bilden Kontakte zu Nerven aus. Dazu passt der Befund, dass in Lymphknoten rund um den Darm wie etwa den Peyerschen Plaques, wo sich solche Abwehrzellen sammeln, etliche Nervenfasern enden. Die Wissenschaftler fanden auch Hinweise darauf, dass Immunzellen die Botenstoffe des Nervensystems, die Transmitter, wahrnehmen können.

Quelle: Helmholtz - Zentrum für Infektionsforschung, 09.02.07

Redaktion: AMSEL e.V., 12.02.2007