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Die AAN 2008 in Chicago

21.05.08 (aktualisiert) - Multiple Sklerose war auch in diesem Jahr ein großes Thema auf der Jahrestagung der American Academy of Neurology. Etliche neue Wirkstoffe stecken in der Pipeline, sowohl in Tablettenform wie als Injektion. Die AMSEL-Redaktion sprach mit Prof. Dr. Ralf Gold.

Um die schlechte Nachricht gleich vorwegzunehmen: Beim schleichend fortschreitenden Verlauf der MS (progressiv-progredient) waren auf der AAN heuer leider keine nennenswerten Ergebnisse zu verzeichnen, nachdem bereits 2007 die Hoffungen, die man in Rituximab gesetzt hatte, enttäuscht worden waren, jedenfalls den primären Endpunkt der Erkrankung, also deren Fortschritt betreffend. Wohl aber tut sich einiges in der Behandlung der schubförmigen MS und speziell der Frühtherapie.

Alemtuzumab

Vor 2 Jahren war die Antikörpertherapie, wie man sie von Rheuma oder Krebs kennt, noch Neuland innerhalb der Neurologie. Inzwischen zeigte etwa Alemtuzumab in einer Studie sehr gute Ergebnisse: Mit einer Schubratenreduktion von über 70 % gehört es zur gleichen Wirkklasse wie etwa Natalizumab (Tysabri). Jedoch kommen damit auch neue Risiken auf. 2 % der 300 Probanten erlitten einen Abfall der Blutplättchen, ein Patient starb sogar. Bei sehr schweren Verläufen könnte der Stoff eventuell dennoch eine Eskalationsalternative darstellen.

Natalizumab

Prof. Dr. Ralf Gold, mit dem AMSEL-Redaktion kurz nach seinem AAN-Besuch gesprochen hat, sieht eine endgültige Freigabe Natalizumabs frühestens nach Ende der derzeit laufenden Monostudie 2009. Auf dem Pluskonto verbucht Tysabri zwar eine Schubreduktion von ca. 60 %, also deutlich mehr als Interferone oder Glatirameracetat, jedoch sind mitunter schwere Nebenwirkungen nicht auszuschließen.

Zulassungskandidaten der kommenden 5 Jahre

Hier kurz die wichtigsten Wirkstoffe, mit möglichem Zulassungsbeginn in den kommenden 5 Jahren: Im Herbst 2009 endet die Zulassungsstudie für orales Cladribine. Außerdem 2009: Doppelt dosiertes Copaxone und "Betaseron", ein Generikum zu Betaferon. 2010 steht Fingolimod an (ein mal täglich als Tablette), 2011 klafft ein kleines Loch, was mögliche Zulassungen angeht. Dafür könnten 2012 Alemtuzumab und BG12 (Fumarsäure) auf den Markt kommen, dicht gefolgt von Laquinimod und Teriflinumide.

Never change...

Dass zahlreiche orale Substanzen unter den geprüften Wirkstoffen gegen MS sind, mag viele Patienten Abstand zur Spritze nehmen lassen. Prof. Ralf Gold weist jedoch darauf hin, dass "Never change a winning team" auch hier mitunter die beste Lösung sein kann.

 

 
Ab 13. Juni 2008 können Sie Prof. Ralf Gold auch im AMSEL-DMSG-Podcast erleben, wie er in Ton und Bild über die AAN berichtet.
 

Redaktion: AMSEL e.V., 21.05.2008