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Desensibilisierung gegen Multiple Sklerose ?

Im Mausmodell funktioniert es: Aggressive Zellen werden so zu Beschützerzellen. Ließe sich dies auf den Menschen übertragen, dann würde das Immunsystem aufhören, körpereigene Zellen anzugreifen.

Das Prinzip hört sich ganz simpel an: Ähnlich wie bei der Desensibilisierung gegen Allergiestoffe, gewöhnt man aggressive Zellen des Körpers mit allmählich gesteigerten Dosierungen einer Art Antigen an den Auslöser. Das Ziel: Aggressive Zellen werden wieder brav und schützen den Körper anstatt ihn anzugreifen.

Zellen umwandeln statt unterdrücken

Doch welches Antigen spritzen, wie oft und in welcher Doserung ? Forschern aus Bristol ist es im Mausmodell der Multiplen Sklerose, der EAE, gelungen, die Mäusezellen umzuwandeln. Und simpel war das überhaupt nicht, betrachtet man sich den Bericht der University Bristol auf der Seite von Nature Communications: Sequential transcriptional changes dictate safe and effective antigen-specific immunotherapy.

Auch wenn die Studie sich zunächst nur auf Nager bezieht, kann man den Umstand schon als Durchbruch in der MS-Therapie bezeichnen. Denn mit diesem Verfahren ist es gelungen, die aggressiven Zellen so zu umzuwandeln, dass sie Körpereigenes schonen, und dabei gleichzeitig ihre Kraft behalten, Körperfremdes zu bekämpfen. Das ist der große Unterschied zur Immunsuppression, die zwar Zellen daran hindert, eigens Gewebe anzugreifen, sie zugleich aber auch im Kampf gegen echte Angreifer schwächt.

Wichtiger Schritt

Bis zur Anwendung am Menschen, erst recht bis zu einer möglichen Zulassung dürften erfahrungsgemäß noch Jahre vergehen, was die Vorfreude auf einen neuen, hochwirksamen Stoff gegen Multiple Sklerose wiederum dämpft. Jedoch: Ein wichtiger Schritt ist getan. Und: Das Modell lässt sich auf verschiedene Autoimmunerkrankungen anwenden, nicht nur auf Multiple Sklerose.

Quelle: Nature Communications, 03.09.2014

Redaktion: AMSEL e.V., 08.09.2014