Anamnese per PC?

Forscher des Universitätsklinikums Dresden haben eine Software entwickelt, um Multiple-Sklerose-Patienten künftig weite Wege zu sparen.

Am Multiple-Sklerose-Zentrum der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus arbeiten Ärzte und Wissenschaftler an der Entwicklung eines speziell auf diese Erkrankung zugeschnittenen Patientenmanagementsystems. Das Multiple Sklerose Dokumentationssystem MSDS 3D dient einerseits dazu, Arzt und Schwestern bei der komplexen Behandlung der MS zu unterstützen – beispielsweise bei der Infusionstherapie –, indem es wichtige Patientendaten abfragt, die einzelnen Behandlungsschritte anzeigt und deren Verlauf dokumentiert.

Für Patienten aus unterversorgten Regionen

Darüber hinaus nutzen die Forscher die neuen Medien vor allem für einen konsequenten Informationsaustausch mit den Patienten. In Zukunft könnte das System dazu beitragen, MS-Kranken aus medizinisch unterversorgten Regionen weite Wege zu ersparen und sie dennoch adäquat fachärztlich versorgen zu können.

Der Einsatz des neuen Patientenmanagementsystems MSDS 3D erleichtert nicht nur den Arbeitsalltag von Ärzten und Schwestern erheblich – es ist auch für die Patienten unmittelbar erfahrbar: Statt im Wartezimmer oder während einer Infusionsbehandlung in Illustrierten zu blättern, können sie an modernen Touchscreen-PCs wichtige Informationen über ihre Erkrankung selbständig eingeben, die sofort vom medizinischen Personal ausgewertet werden.

Neben Fragebögen zu krankheitsrelevanten Beschwerden und zur Lebensqualität enthält das Programm unter anderem ein Quiz, mit dem sich das Patientenwissen zur medikamentösen Therapie prüfen lässt. Die Eingaben sind vom Arzt einsehbar und liefern unter anderem Hinweise für das persönliche Gespräch mit den Patienten und daran anknüpfende Therapieentscheidungen. Zudem ermöglicht das neue System Ärzten und Schwestern einen kompletten Überblick darüber, welche Therapieschritte anstehen und welche bereits abgeschlossen sind. Alle mit dem System erfassten Daten lassen sich ohne zusätzlichen Aufwand in pseudonymiserter Form an zentrale medizinische Register übermitteln. Auch bietet die Software Formulierungshilfen für anstehende Arztbriefe an.

200 Patienten nutzen MSDS 3D

Das neue Patientenmanagementsystem für Touchscreen-Computer und die Auswertungssoftware entstanden in einer dreijährigen Projektphase am Dresdner MS-Zentrum in Kooperationen mit verschiedenen Projektpartnern. In Pilotstudien mit 15 sowohl niedergelassenen neurologischen Praxen als auch neurologischen Universitätskliniken wurde MSDS 3D erfolgreich erprobt: "Das Patientenmanagement der Zukunft ist für 200 unserer insgesamt 500 Patienten bereits Realität", sagt der Initiator des Systems und Leiter des MS-Zentrums, PD Dr. Tjalf Ziemssen. In der sich jetzt anschließenden Projektphase soll nun MSDS 3D deutschlandweit zum Einsatz kommen.

"Insbesondere bei innovativen Therapien erhoffen wir uns von dem System eine optimale Sicherheit für unsere Patienten", sagt Dr. Kersten Guthke. Der Chefarzt der Klinik für Neurologie am Städtischen Klinikum Görlitz erwartet zudem eine höhere Patientenzufriedenheit. Das am Dresdner Uniklinikum entwickelte Patientenmanagementsystem soll noch in diesem Jahr in Görlitz zum Einsatz kommen.

Per App den Arzt informieren

In Zukunft sollen bestimmte Funktionen des Managementsystems von den Patienten verstärkt auch vom heimischen PC oder ihrem Smartphone aus nutzbar sein. Durch die mobile Applikation kann der Patient seinen Arzt von Zuhause aus jederzeit über seinen Krankheitsverlauf informieren, einen Termin vereinbaren oder vom medizinischen Personal Ratschläge und Aufgaben erhalten. "Unser System könnte in Zukunft gerade in Regionen mit einer geringen Ärztedichte dazu beitragen, eine adäquate medizinische Versorgung von MS-Patienten sicherzustellen", sagt PD Dr. Ziemssen.

Quelle: Pressestelle Universitätsklinikum Dresden

Redaktion: AMSEL e.V., 09.05.2011