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Alle Energie in die Multiple Sklerose Forschung

Prof. Hartmut Wekerle erhält die Hertie-Senior-Forschungsprofessur Neurowissenschaften. Er untersucht, ob und wie entzündliche Hirnerkrankungen ihren Beginn im Darmbereich nehmen.

Die Hertie-Senior-Forschungsprofessur der Hertie-Stiftung wird an Prof. Dr. Hartmut Wekerle, Direktor am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried, verliehen. Die Auszeichnung würdigt sowohl den Wissenschaftler als auch seine herausragende Arbeit zur Erforschung der Multiplen Sklerose.

Die Stiftungsprofessur wird alle zwei Jahre an einen herausragenden europäischen Wissenschaftler ab 60 Jahren verliehen. Diese Forschungsprofessur ergänzt die Finanzierung der Max-Planck-Gesellschaft und ermöglicht Hartmut Wekerle die Fortsetzung seiner Arbeit nach der Emeritierung. In den nächsten fünf Jahren wird er nun der neuen Erkenntnis nachgehen, dass entzündliche Hirnerkrankungen möglicherweise ihren Beginn im Darmbereich nehmen. Eine enge Einbindung der Forschung in klinische Studien ist bereits geplant. Die offizielle Verleihung fand am 1. Juni 2011 im feierlichen Rahmen in der Frankfurter Paulskirche statt.

Hartmut Wekerle und die Multiple Sklerose

Hartmut Wekerle widmet seine gesamte wissenschaftliche Arbeit der Erforschung der Multiplen Sklerose (MS). Allein in Deutschland sind zirka 120 000 Menschen von dieser Krankheit betroffen, bei der sich fehlgeleitete Zellen des Immunsystems gegen das eigene Nervensystem richten. Einmal in das Gehirn und Rückenmark eingedrungen, schädigen die Immunzellen Nervenzellen und können, je nach Angriffsort, Lähmungen, Empfindungsstörungen oder Sehstörungen auslösen. Trotz jahrzehnte-langer Forschung sind die Ursachen dieses fehlgeleiteten Angriffs noch weitgehend unklar.

Mit modernsten Methoden gelang Hartmut Wekerle und seinen Mitarbeitern eine Reihe von bahnbrechenden Erkenntnissen. So entdeckten sie zum Beispiel neue Angriffspunkte der Immun-zellen, Aktivierungsmechanismen für besonders aggressive Immunzellen, oder wie Immunzellen in das Nervengewebe eindringen. In einer einmaligen Kooperation mit der Klinischen Neuroimmunologie am Universitätsklinikum Großhadern der LMU tragen die Ergebnisse zum besseren Verständnis der Krankheit bei und helfen, neue und wirksamere Therapien zu entwickeln.

Hartmut Wekerle wurde 1944 in Waldshut geboren. Er studierte Medizin an der Universität Freiburg, wo er 1971 promoviert wurde. Anschließend arbeitete er am Weizmann Institute of Science in Rehovot, Israel. Ab 1973 forschte Hartmut Wekerle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg und ab 1982 als Leiter der Klinischen Forschungsgruppe für Multiple Sklerose der Max-Planck-Gesellschaft. Seit 1988 ist Hartmut Wekerle Direktor am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried.

USA als Vorbild für Senior-Professur

Bereits 1980 wurde er zum Professor für Immunologie an die Universität Freiburg berufen. Seit 1993 ist er Honorarprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Für seine wissenschaftlichen Verdienste wurde Hartmut Wekerle mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ernst Jung Preis für Wissenschaft und Forschung, dem Duchenne-Preis, dem Zülch-Preis, dem Charcot Preis und dem Betty and David Koetser Award. 2002 erhielt er eine der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen Frankreichs, den Louis D. Preis.

2011 erhält er nun als erster außeruniversitärer Professor die Hertie-Senior-Forschungsprofessur. Die Hertie-Senior-Forschungsprofessur der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung Gerade ältere Wissenschaftler besitzen viele spezifische Kompetenzen und Erfahrungen. Jedoch wird dieses Forschungspotenzial in Deutschland bislang vergleichsweise wenig gewürdigt. Anders in den USA, wo sich Forschungseinrichtungen immer häufiger herausragende europäische und deutsche Wissenschaftler nach ihrer Pensionierung an ihre Institute holen.

Diese Wissenschaftler sind hoch motiviert und wissen es zu schätzen, wenn sie sich ausschließlich und umfassend ihrer Forschung widmen können. Die Hertie-Senior-Forschungsprofessur ermöglicht es nun auch europäischen Wissenschaftlern ab 60 Jahren sich noch einmal ausgiebig ihrer Forschung zu widmen und besondere Projekte umzusetzen.

Quelle: Max-Planck-Institut für Neurobiologie

Redaktion: AMSEL e.V., 14.06.2011