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3 Jahre Aufschub durch Schwangerschaft?

Besonderer "Kinderbonus": Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich der Beginn einer Multiplen Sklerose durch eine Schwangerschaft um ganze 3 Jahre verzögern könnte.

Während einer Schwangerschaft sind die meisten Frauen mit Multipler Sklerose (fast) schubfrei. Doch wie steht es um Frauen, die noch keine MS haben? Hat eine Schwangerschaft, hat die Geburt eines Kindes Einfluss darauf, wann das erste klinische isolierte Syndrom (CIS) auftritt? Diese Fragen stellten sich australische Forscher um Ai-Lan Nguyen.

Ihre Studie kam zu dem Ergebnis, dass eine Schwangerschaft das erste klinisch isolierte Syndrom um durchschnittlich 3,3 Jahre verzögert.Die Anzahl der Schwangerschaften und Geburten hatte jedoch keinen Einfluss darauf.

Frühe Schwangerschaft, späte MS?

In der multizentrischen Kohorten-Studie wurden über rund drei Jahre hinweg Daten aus Tschechien sowie aus Australien gesammelt zu

  • Dauer der Schwangerschaft
  • Geburtstermin
  • Dauer des Stillens
  • Datum des ersten CIS
  • Datum der klinischen Diagnose Multiple Sklerose

Bei den 2557 Frauen, die an der Studie teilnahmen, war das durchschnittliche Alter bei CIS 31,5 Jahre. Von diesen Frauen hatten 1188 (46 %) wenigstens eine Schwangerschaft und 1100 (43 %) wenigstens eine Geburt. Das Durchschnittsalter bei der ersten Schwangerschaft lag bei 23,3 Jahren und bei Geburt bei 23,8 Jahren. Frauen mit vorherigen Schwangerschaften und Geburten hatten einen späteren Beginn des ersten klinischen Syndroms verglichen mit den Frauen, die niemals schwanger waren. Durchschnittlich lag ihr CIS 3,3 Jahre später.

Anzahl der Schwangerschaften zögert CIS nicht hinaus

Außerdem war der Start für CIS auch bei den Frauen (geringfügig) später, die geboren hatten gegenüber denjenigen die ihr Kind nicht austragen konnten (3,4 Jahre). Mehr Schwangerschaften oder mehr Geburten hatten jedoch keinen Einfluss auf den Start von CIS.

Die Studie legt also nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen vorherigen Schwangerschaften und Geburten und dem Zeitpunkt des ersten klinischen Syndroms, das für Multiple Sklerose spricht, gibt. Weitere Studien sind nötig, um die Mechanismen hinter diesem Bezug zu erklären, so die Forscher.

Interessant macht diese Studie auch die Tatsache, dass Frauen häufig während ihrer „Geburtsjahre“ (zwischen 20 und 40) die Diagnose Multiple Sklerose erhalten. Momentan gibt es noch keine Einigkeit darüber, ob eine Schwangerschaft die erste Phase der Demyelinisierung  verzögern kann.

Quelle: JAMA Neurology, 14.09.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 22.09.2020