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20 potenzielle Wirkstoffe zur Re-Myelinisierung

Von 730 Mitteln in der Auswahl kamen 20 als potenziell nervenerneuernd bei Multipler Sklerose durchs Ziel. Ein beträchtlicher Anteil, jedoch vorerst nur in vitro bzw. im Mausmodell wirksam.

Wenn man eines nicht behaupten kann, dann dass auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose wenig geforscht würde. Insbesondere seit der Gründung der Progressive MS Alliance gibt es auch immer mehr positive Meldungen zu Wirkstoffen und Erkenntnissen über die progredient fortschreitende MS. Das tut Not, denn zugelassen ist für diesen schublosen Verlauf, auch "progressiv" oder "schleichend" genannt, bislang kein krankheitsmodifizierendes Medikament.

Das könnte sich in Zukunft ändern. Einen weiteren Schritt in diese Richtung taten Forscher, indem sie 730 beim Menschen sichere Wirkstoffe - allesamt kleine Moleküle, welche die Oligodendrozyten zur Myelinbildung anregen können, testeten. Immerhin 20 dieser Wirkstoffe können nach den Untersuchungen als potenziell re-myeliniserend gelten, d.h., sie sind - noch theoretisch - dazu in der Lage, dem MS-kranken Körper zu helfen, entstandene Schäden im ZNS wieder zu reparieren.

2 dieser Wirkstoffe testeten die Forscher nicht nur in vitro und in vivo (also an Zellkulturen und im lebenden Organismus) bei der Maus, sondern auch an humanen Gehirnzellkulturen. Und beide zeigten die Fähigkeit, Oligodendrozyten bei der Myelinbildung zu unterstützen.

Eincremen gegen Multiple Sklerose ?

Clobetasolpropionat wird als sehr stark wirksames Glucocorticosteroid kurzzeitig zur topischen Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen (Atopischem Ekzem oder Psoriasis) eingesetzt. Da es in Wasser nahezu unlöslich ist, findet es nur als Salbe zum Auftragen Verwendung. Die BBC titelte daher spöttisch: "Athletes Foot Therapy cures MS", frei übersetzt: "Schweißfuß-Creme heilt MS". - Von einer Heilung sind wir leider weit entfernt.

Auch Miconazol findet hauptsächlich als Creme, seltener als Lutschtablette Verwendung. Es wird zur Behandlung von Pilzbefall der Haut eingesetzt. Es ist gegen praktisch alle Hautpilze beim Menschen und einzelne Bakterienstämme wirksam.

Beide Salben können ab einer bestimmten Dosierung fruchtschädigend wirken. Die große Herausforderung für die Forschung neben der Dosisfindung ist es, die Verabreichungsform an die menschliche MS anzupassen, denn der Wirkstoff muss ins Zentrale Nervensystem gelangen, dorthin, wo er die Oligodendrozyten erreicht, und sie dazu animieren kann, mehr Myelin zu produzieren.

Immunantworttests zeigten, dass Micozanol rein re-myelinisierend wirkt, während Clobetasolpropionat neben der re-myelinisierenden Wirkung auch eine immunsuppressive Wirkung hat. Bis hin zu einer eventuellen Zulassung als Wirkstoff gegen Multiple Sklerose ist es ein weiter Weg. Immerhin sind beide Substanzen bereits als Salben für andere Krankheiten zugelassen, was das Zulassungsverfahren deutlich verkürzen könnte.

Quelle: Nature, 20.04.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 24.04.2015