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So sehen Sieger aus

Schönes Wetter und super Stimmung am Schlossplatz: Beim Weltrekordversuch im Rolli-Rolltreppenfahren waren auch Multiple-Sklerose-Betroffene beteiligt. Eine tolle Aktion, um Behinderung und Mobilität zum Thema zu machen.

Die gute Nachricht gleich vorweg: Es hat geklappt. Vergangenen Samstag wurde der Weltrekord im Rollstuhl-Rolltreppefahren geknackt.

Die Fahrer um Oliver Fleiner und Willi Lang vom Verein Behindert-Barrierefrei haben es geschafft, nicht nur mit 12 bis 15 Leuten gleichzeitig im Rollstuhl auf einer Rolltreppe zu fahren, wie angekündigt, nein, ganze 18 bemannte Bolliden waren gleichzeitig auf den beiden Rolltreppen am unteren Schlossplatz in Stuttgart unterwegs.

Die Sonne strahlte nochmal mit voller Herbstkraft und so hatten die Aktivisten in den grauen Vereinsjacken leichtes Spiel. Auch die Passanten der Königstraße nahmen sich Zeit, fragten neugierig, was denn hier passiere und begrüßten die Aktion.

Zuvor hatten sich rund 50 Rollstuhlfahrer und nochmal so viele Begleiter in der o.T. Bar im Kunstmuseum getroffen zum Warmplaudern und Austauschen. "In Deutschland gibt es immer Ressentiments, behinderte einfach mitzunehmen. Das kommt grade erst auf", findet Renate Backfisch-Theisen. Von der Aktion habe sie tags zuvor erst gelesen, erzählt die 35-jährige MS-Betroffene: "Was die alles machen: irre!" Sie ist zur moralischen Unterstützung hier, fährt selbst mit ihrem E-Rolli aber nicht auf der Rolltreppe.

 

 

Gemütliches Treffen vor dem Weltrekord im Rolli-Rolltreppefahren.

Auch Gabriele Nowak, 59 Jahre und am Postpoliosyndrom erkrankt, hat etwas zu erzählen zum Thema Behinderung und Mobilität. Am Nürtinger Bahnhof habe der Aufzug 3 Monate lang nicht funktioniert. Sowohl sie als auch ihre Tochter, damals mit dem Kinderwagen unterwegs, hatten sich mehrfach in der Schalterhalle beschwert. Nur um eines Tages zu erfahren, dass hier gar nicht die Bahn sondern die Stadt zuständig sei. Weitergegeben hatte aber niemand ihren Hinweis.

Lothar Neumann hat trotz seiner Kinderlähmung eine sehr positive Einstellung zum Leben. Der 54-Jährige fährt sehr gern Rolltreppe mit seinem Rollstuhl. In Kaufhäusern werde er öfter angesprochen, dass es auch einen Aufzug gäbe, aber sagt er, "Ich will auch etwas sehen links und rechts." Beim Weltrekord am Schlossplatz gabs links und rechts eine Menge zu sehen: Menschen über Menschen, welche die Teilnehmer anfeuerten und applaudierten.

Redaktion: AMSEL e.V., 17.10.2011