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Noch ein Star mit MS

Ob man Multiple Sklerose hat oder nicht: Manchmal muss man innehalten, mitten im Leben, und sich neu orientieren, um seinen eigenen Weg mit und ohne Krankheit zu gehen.

Selma Blair hat Multiple Sklerose. Und das hat Bedeutung auch für die anderen 2,5 Millionen Menschen mit MS weltweit.

Selma Blair hat MS. – So what?, mag sich manch einer denken. Schließlich ist der „Eiskalte Engel“ (Thriller von 1999, in dem Selma eine Hauptrolle innehatte) auch nur ein weiterer Mensch unter Millionen Betroffenen. Es könnte dem einen oder anderen sogar missfallen, wenn Selma auf Instagram postet, dass sie ihrer Modedesignerin dankbar dafür ist, dass sie ihr beim Anziehen hilft. Schließlich: Welcher Normalbürger und Nicht-Filmstar hat schon Hilfe beim Anziehen? Noch dazu von einer Modedesignerin?

Man ist leicht dabei, das gleiche Leiden bei besser Situierten abzutun. Wer genügend Geld und Beziehungen hat, so denkt man rasch, kann sich ja alle Hilfe der Welt leisten. – Das ist freilich viel zu kurz gedacht.

Der VIP und Du

Da sollte man sich Selmas Post genauer anschauen. Hier findet sich kein theatralisches "Oh je, ich habe MS!!!“ und auch kein "Jetzt bedauert mich schon endlich alle!!!“ Nein, Selma Blair schreibt, was ihr widerfahren ist und wie sie sich damit fühlt. Und hier wird schnell deutlich, dass die MS keinen Unterschied macht zwischen VIP und Normalbürger.

  • Ihre Diagnose hat sie seit Mitte August 2018. Erste Anzeichen waren schon Jahre zuvor da, aber keiner hat sie erkannt.
  • Gerade macht sie einen Schub durch.
  • Selma ist oft müde. Möglicherweise leidet sie an Fatigue.
  • Ihr fallen immer wieder Dinge aus der Hand. Das könnten Missempfindungen in der Hand sein oder Ermüdungserscheinungen der oberen Extremitäten.
  • Sie kann schlecht gehen, hat Gleichgewichtsstörungen, fällt öfter hin.
  • Ihre linke Seite gehorcht ihr nicht immer.
  • Dazu kommen kognitive Störungen. Manchmal ist ihre Erinnerung wie vernebelt.

Trotzdem oder gerade deshalb hofft sie, anderen Menschen Mut machen zu können. Sie weiß, sie steckt momentan mitten drin im Gewühl, aber sie hat Hoffnung. Sie hat Ziele. Und sie gibt nicht auf. Sie lernt, Hilfe anzunehmen und auch danach zu fragen. Sie möchte wieder mit ihrem Sohn spielen, wieder spazierengehen und wieder reiten. Dinge, die sie momentan offenbar nicht kann.

Verständnis für Menschen mit MS, nicht nur für Stars

Und bei allen Berichten über sich selbst hat Selma doch Empathie für ihre gesunden Mitmenschen, macht sich Gedanken, wie die wohl reagieren könnten, will niemanden in schwierige Situationen bringen, wenn sie vorausschauend empfiehlt, wie andere mit ihr umgehen können: Wenn ihr mal wieder alles aus der Hand falle und man sie dabei beobachte, so schreibt sie, dann soll sich jeder frei fühlen, ihr beim Aufheben zu helfen, denn: "Ich selbst brauche Tage dafür."

Wenige Monate nur hat es gedauert, bis Selma sich nach ihrer Diagnose Multiple Sklerose geoutet hat. Sie sagt selbst, dass sind noch mittendrin steckt, im Schub, aber möglicherweise auch in der Verarbeitung der Diagnose, doch sie ist dankbar für alle Hilfe von Freunden und Kollegen. Und sie hat einen wichtigen Schritt getan, indem sie ihre Symptome und die ganzen Auswirkungen, die die MS bei ihr hat, so genau auf einer Plattform wie Instagram schildert: Sie rückt damit die Krankheit Multiple Sklerose in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie sorgt so für Verständnis für Menschen mit MS, und nicht nur für Stars mit MS.

Quelle: Selma Blairs Outing-Post auf Instagram, 21.10.2018

Redaktion: AMSEL e.V., 25.10.2018