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Zweite Generation von Immunmodulatoren

10.12.04 - Über "Spektrum und Wirkung der Immuntherapie" referierte Prof. Hans-Peter Hartung auf dem Jubliäumssymposium der AMSEL.

Die Immuntherapie zielt darauf ab, die fehlerhaft gegen Strukturen des eigenen Körpers in Hirn- und Rückenmark gerichteten Immunreaktionen zu bremsen, zu stoppen und nach Möglichkeit zu normalisieren. Neben der Behandlung akuter Schübe wird die so genannte prophylaktische Immuntherapie mit vier zugelassenen Medikamenten betrieben: den drei Beta-Interferonen und dem Glatirameracetat. Diese Präparate greifen an unterschiedlichen Punkten der pathogenetischen Kaskade ein.

Wirkung an Blut-Hirn-Schranke

Auch die Beta-Interferone dichten die Blut-Hirnschranke ab, sie rufen an Immunzellen Veränderungen hervor, die zu deren Aktivitätsminderung führen, sie verschieben ein gestörtes Gleichgewicht von entzündungsfördernden und entzündungshemmenden den Botenstoffen und stellen eine defekte suppressive T-Zell-Funktion wieder her.
Glatirameracetat bewirkt die Bildung von spezifisch reagiblen T-Zellen, die im Gehirn eingewandert durch vermutete Autoantigene aktiviert entzündungshemmende Botenstoffe vor Ort freisetzen und dadurch den lokalen Entzündungsprozess günstig beeinflussen. Möglicherweise bewirkt die Substanz ebenfalls die Freisetzung reparaturfördernder Faktoren. Von diesen Substanzen gib es lediglich für Intrerferon-beta-1b Hinweise auf eine Wirksamkeit bei der sekundär progredienten MS.

Tysabri

Als erstes Medikament der zweiten Generation von immunmodulierenden Substanzen wurde gerade in den USA ein so genannter monuklonlarer Antikörper gegen ein Adhäsionsmolekül, Natalizumab (Tysabri, zuvor "Antegren" genannt), zugelassen. Dieser Antikörper blockiert ein für die Einwanderung von T-Zellen in das Gehirn wichtiges Molekül, es verhängt sozusagen ein Verkehrsschild. Möglicherweise entfaltet es auch darüber hinaus andere Wirkungen. Mit einer Zulassung in Europa wird für nächstes Jahr gerechnet.

Für schwere Verlaufsfälle der MS und die sekundär progrediente Form ist das Immunsuppressivum Mitoxantron zugelassen. Dieses Präparat hemmt sowohl die Aktivität von T-Zellen, B-Zellen als auch Makrophagen, also allen "key playern" der fehlgeleiteten Immunantwort bei MS.

Prof. Dr. med. Hans-Peter Hartung ist Leiter der Neurologie und stellvertetender Kliniks direktor am Klinikum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Vorstandsmitglied des Ärztlichen Beirates der DMSG, Bundesverband e.V., und Vice President von ECTRIMS.

Redaktion: AMSEL e.V., 10.12.2004