Spenden und Helfen

Zehn Jahre Quellenhof

22.09.06 - Das Neurologische Rehabiltationszentrum Quellenhof in Bad Wildbad blickt auf das erste Jahrzehnt zurück. Von nun an gibt es Internetverbindung auch auf den Stationen.

Bei der Jubiläumsveranstaltung des Quellenhofs am 15. September ging es hoch her. Viel Prominenz – darunter die Ministerin für Arbeit und Soziales, Dr. Monika Stolz, und die Schirmherrin der AMSEL, Ursula Späth – war der Einladung des Quellenhofs gefolgt und unterstrich dadurch die Bedeutung dieser Einrichtung. Für die geleistete Arbeit bekam der Quellenhof viel Lob und Dank, auf der Agenda stand aber auch die zukünftige Entwicklung der Rehabilitation. Der Quellenhof zählt neben der Fachklinik für Neurologie Dietenbronn zu den beiden AMSEL-Kliniken in Baden-Württemberg.

Ein wenig Stolz bei den Mitarbeitern bemerkte man schon, als QH-Geschäftsführer Carsten Dürr die Referenten der Veranstaltung vorstellte und begrüßte. Alles was Rang und Namen hat im Gesundheitswesen, Schwerpunkt Rehabilitation und MS, war gekommen. An erster Stelle natürlich die Ministerin Dr. Monika Stolz, die auch den Festvortrag hielt. Carsten Dürr begrüßte die Polit-Größe mit dem Hinweis auf einen Förderantrag, den er gestellt hatte und der bereits auf ihrem Tisch liegen müsste, und sorgte damit für allgemeines Gelächter. Grußworte überbrachten Ursula Späth, Dr. Rolf Hoberg, Vorstandsvorsitzender der AOK BW, Hubert Seiter, Mitglied der Geschäftsführung der Deutschen Rentenversicherung BW, Dorothea Pitschnau-Michel, Präsidentin der Europäischen MS Plattform (EMSP) und Geschäftsführerin DMSG Bundesverband e.V., Romy Wandschneider, MS-Betroffene und Kontaktgruppenleiterin, sowie Gerhard Straub, Generalbevollmächtigter der Sana Kliniken. Den Jubiläumsvortrag hielt PD Dr. Peter Flachenecker, Chefarzt des Quellenhofs.

Dr. Monika Stolz: "Eine Einrichtung, auf die Sie zu Recht stolz sind."

In dem Festvortrag "Die Bedeutung der Rehabilitation in einem sich wandelnden Gesundheitswesen" ging es um die zukünftige Entwicklung aus Gesetzessicht. Die Ministerin betonte, dass die Unterstützung kranker Menschen nicht nur human, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist, da dadurch die Arbeitsfähigkeit der Betroffenen länger erhalten bleibt. Sie benannte aber auch Probleme in der Reha-Landschaft; so sind die Fallzahlen rückläufig, was unter anderem daran liegt, dass Reha-Leistungen eingeschränkt wurden und die Krankenkassen strengere Maßstäbe bei der Bewilligung von Leistungen anlegen und eine Ambulantisierung fördern. Die Kostenträger bewilligen Maßnahmen nur, wenn sie medizinisch zweifellos notwendig sind. Dabei verlangen sie Qualität, so dass die Einführung eines Qualitätssicherungssystems sinnvoll und nötig ist. Der Quellenhof ist hier mit dem Zertifikat "Anerkanntes MS-Zentrum" sowie seinem QS-System beispielgebend. Als Ziel für die Zukunft benannte die Ministerin eine integrierte Versorgung. Sie möchte die Gräben schließen zwischen "ambulant" und "stationär" sowie zwischen Akutkrankenhäusern und Reha-Einrichtungen.

Ursula Späth: "Zum Jubiläum ein Geschenk: Internet auf Station."

In den letzten dreißig Jahren hat es zahlreiche Verbesserungen in der Versorgung von MS-Kranken gegeben. Einerseits auf Grund einer starken Lobby wie der AMSEL, andererseits auf Grund qualifizierter medizinischer und therapeutischer Einrichtungen wie dem Quellenhof. Als Anerkennung hat die AMSEL-Schirmherrin ein Geschenk mitgebracht: Auf zwei Stationen des QH werden je zwei Internetplätze eingerichtet, auf die Patienten per wireless LAN von ihrem Zimmer aus Zugriff haben. Wer selbst kein Laptop hat kann sich gegen geringe Gebühr an der Rezeption eines ausleihen – auch dies durch Spenden der AMSEL finanziert.

Dr. Rolf Hoberg: "Gute Einrichtungen setzen sich immer durch"

Der Quellenhof hat eine ausreichend breite Basis an Patientengruppen und ist damit für die Zukunft gut gerüstet. "Außerdem", so Dr. Rolf Hoberg schmunzelnd, "kommt jeden Tag ein neuer AOK-Patient in den Quellenhof." Sorge bereitet dem Vorsitzenden der AOK BW allerdings die kommende Gesundheitsreform. Diese würde dazu führen, dass im Land nur das möglich ist, was Bundesdurchschnitt ist – also weniger als bisher.

Hubert Seiter: "Der Mittelausfluss aus Baden-Württemberg tut uns weh."

Die Deutsche Rentenversicherung wird nur zu rund drei Prozent für Reha-Leistungen in Anspruch genommen. Das liegt unter dem Durchschnitt für Berentungen auf Grund von Erwerbsunfähigkeit. Deshalb der Appell in Richtung AMSEL: "Werben Sie bei Ihren Mitgliedern für Reha-Leistungen, denn es ist schade, wenn wir dieses Jahr wieder 30 Millionen Euro Überschuss haben und das Geld weggeben müssen."

Dorothea Pitschnau-Michel: "Europaweite Standards in der MS-Behandlung etablieren."

In der Europäischen MS Plattform (EMSP) sind 32 MS-Gesellschaften organisiert. Ziel der EMSP ist es, einheitliche Qualitätsstandards für die MS-Therapie europaweit zu etablieren. Dabei liegt der Schwerpunkt einerseits auf Standards, andererseits auf der Qualität der Behandlung.

PD Dr. Peter Flachenecker: "Reha hat etwas mit lernen und üben zu tun."

Reha kostet Geld, allerdings schlagen volkswirtschaftlich am stärksten die indirekten Kosten, die durch Frührente und dauerhafte Krankschreibung entstehen, zu Buche. Die stationäre Reha ist mit nur acht Prozent des Gesamtvolumens ein eher bescheidener Kostenfaktor. Dafür aber umso effektiver: Nach Barthels-Index, der die Alltagsaktivitäten misst, gibt es eine deutliche Verbesserung bei Schlaganfall-Patienten sowie eine Verbesserung bei MS-Patienten nach einer stationären Reha-Maßnahme. Man muss jedoch beachten, dass ein fehlender Wirksamkeitsnachweis nicht bedeutet, dass eine Maßnahme nicht wirksam ist.

Romy Wandschneider: "Die Regelmäßigkeit der Therapien ist entscheidend."

Nur in einer stationären Reha-Maßnahme ist gewährleistet, dass Betroffene regelmäßig an Therapien teilnehmen können. Ambulant ist dies aus organisatorischen Gründen in gleicher Häufigkeit nicht möglich – und wird auch nicht finanziert. Wichtig zur Stabilisierung der Rest-Gesundheit ist auch der Austausch mit anderen Betroffenen, der stationär unkomplizierter möglich ist.

Gerhard Straub: "Zusammenschlüsse zu einem leistungsstarken Verbund sind zukunftsweisend."

Für die Zukunft ist der Quellenhof gut gerüstet. Hinsichtlich der Bettenzahl und der Qualität hat der Quellenhof in den letzten zehn Jahren eine bedeutende Entwicklung durchgemacht. Der Standort Bad Wildbad wird gestärkt durch eine Investition von rund 28 Millionen Euro für eine Neuerrichtung des Akutkrankenhauses.

Redaktion: AMSEL e.V., 22.09.2006