Spenden und Helfen

Über den eigenen Tellerrand geschaut

15.01.05 - Beim Jahrestreffen der AMSEL wurde auch Südostasien bedacht. - Ministerin Anette Schavan hielt Gastvortrag.

Die ersten Worte von Geschäftsführer Adam Michel galten nicht der AMSEL, nicht den Gästen und Geehrten, sondern der großen Flutkatastrophe, die sich am 26. Dezember in Südostasien zugetragen hat. Die unfassbare Zahl von mehr als 160.000 Toten, die zahlreichen Verletzten, die Seuchengefahr und die Verwüstungen führte dazu, dass auch die AMSEL einen Beitrag leisten wollte.

Bevor Adam Michel den neuen Schriftzug und und Slogan der AMSEL "Kompetent, Professionell und Modern" präsentieren konnte, galt die Aufmerksamkeit in der Filderhalle deshalb Südostasien.

Das große Leid, das über viele Kinder gekommen ist, hat die AMSEL-Verantwortlichen veranlasst, Unicef zum Neujahrstreffen einzuladen. Mit einem Stand im Foyer informierte Unicef über seine Arbeit. Während des gemeinsamen Mittagessens wurden Spenden für die Kinder Südostasiens gesammelt. Serono, der langjährige Partner der AMSEL, erklärte sich spontan bereit erklärt, für die Flutopfer 1.000,- Euro zu spenden.

Peter Koch bot einen Rückblick auf das Jubiläumsjahr 2004 (in der kommenden Woche berichten wir darüber ausführlich) und Gastrednerin Anette Schavan sprach über "Christliche Werte in einer solidarischen Gesellschaft". Inge Keller, stv. Vorsitzende der AMSEL, zeigte Ausblick und Schwerpunkte für das Jahr 2005.

Von geschätzten 12.000 MS-Betroffenen in Baden Württemberg seien 5900 als Mitglieder bei der der AMSEL aktiv, also ein rund 50-prozentiger Erfolg. Dennoch möchte der Verband sein Engagement verstärken. Mit besonderen Aktivitäten soll bei Multiple Sklerose Betroffenen in diesem Jahr für einen Beitritt in die AMSEL geworben werden. Ein spezieller Flyer wurde entwickelt, der allen MS-Erkrankten das Leistungsprofil der AMSEL zeigt. Die Argumente sind werbewirksam verpackt: 7 Gründe, die für eine Mitgliedschaft in der AMSEL sprechen, sind in diesem Flyer aufgelistet. "Zu den wichtigsten Argumenten gehören für mich", so Inge Keller in der Filderhalle:

· Die stets aktuelle Information der AMSEL mit einem
1/4jährlichem Nachrichtenmagazin, vielfältigen Broschüren
und der Zeitschrift "Aktiv" des DMSG-Bundesverbandes.
· Der Beratungsservice für die Betroffenen durch einen
Diplompsychologen, Sozialarbeiter und eine staatlich
geprüfte Krankenschwester.
· Die Zusammenkunft MS-betroffener Menschen in den
AMSEL-Kontaktgruppen und bei den Jungen Initiativen.
· Die Interessensvertretung durch das Aufgreifen von
sozialpolitischen Fragen.
· Die zahlreichen Fachvorträge, Tagungen und Seminare
· und natürlich unsere beiden Kliniken, das Rehazentrum
Quellenhof und das Akutkrankenhaus in Dietenbronn.

Die Delegiertenversammlung am 9. April wird sich mit der Frage auseinandersetzen, ob Freiwilligendienste wie unter anderem das Freiwillige Soziale Jahr den sicherlich noch in diesem Jahrzehnt wegfallenden Zivildienst ersetzen können. Die AMSEL sei der Auffassung, dass dies nicht gelingen wird und habe erhebliche Probleme damit, dass viele diese Ergänzung schon frühzeitig als gangbare Lösung für ein zahlenmäßig viel größeres Problem akzeptieren. Die AMSEL gehöre zu der Minderheit, die den Mut hat, ein soziales Pflichtjahr für alle jungen Menschen zu fordern.

Inge Keller wies auch auf das Expertenhearing für alle MS- Betroffenen am Nachmittag des 9. April hin. Für die Themen "Erbliche Faktoren bei MS" und "Moderne Therapieverfahren" wurden Herr Prof. Sommer von der Universitätsklinik Marburg und Herr Dr. Flachenecker aus dem Rehabilitationszentrum Quellenhof in Bad Wildbad gewonnen. Anschließend gibt es genügend Zeit für Fragen und Diskussion.

Zwei Auszeichnungen konnte die AMSEL beim diesjährigen Neujahrstreffen vergeben: Die Ehrennadel der AMSEL in Gold überreichte Ursula Späth an Herrn Professor Thomas Henze. "Ich sage heute ein von Herzen kommendes Dankeschön einem Mann, dessen fachliche Kompetenz und menschliche Anteilnahme viele MS-Kranke im Laufe seiner Tätigkeit kennen- und schätzen gelernt haben. Über MS-Kranke ist dann auch der Kontakt zwischen dem AMSEL-Landesverband und Ihnen, Herr Professor Henze, entstanden, und wir haben Sie als MS-Spezialisten erlebt, der jederzeit bereit ist, seine Kenntnisse und Fähigkeiten einzubringen, wenn die AMSEL danach fragt."

Prof. Thomas Henze engagierte sich unter anderem als Experte im AMSEL-Chat und als kompetenter Referent bei vielen Veranstaltungen, u.a. zur Symptomatischen Therapie. Dieses letztgenannte Thema tauchte wiederholt auf und so sei es vielleicht auch nur konsequent, meinte Ursula Späth, "dass Sie dann die Konsensusgruppe "Symptomatische Therapie der MS" des Ärztlichen Beirats der DMSG geleitet haben."

Als Kontaktgruppenleiterin des Jahres 2004 zeichnete Peter Koch, Vorsitzender der AMSEL, Rita Otto aus. Sie ist Leiterin der AMSEL-Kontaktgruppe Radolfzell-Singen.

Viele der Leiterinnen und Leiter arbeiten seit Jahren, teilweise seit Jahrzehnten. Sie sind buchstäblich Tag und Nacht im Einsatz, haben ein offenes Ohr für Belange von MS-Betroffenen, organisieren Ausflüge und Fahrdienste, koordinieren Freizeiten, informieren die Öffentlichkeit über Multiple Sklerose, sind mit dem Infomobil der AMSEL unterwegs und sammeln dafür Spenden.

Einmal im Jahr findet in Baden-Baden die Jahrestagung aller Kontaktgruppenleiterinnen und Kontaktgruppenleiter und der Sprecherinnen und Sprecher der Jungen Initiativen statt. Rita Otto erhielt von Ihren Mitstreitern dort die Bestätigung: Die Wahl zur AMSEL-Kontaktgruppenleiterin des Jahres 2004.

Peter Koch resümierte über Rita Ottos Laufbahn bei der AMSEL: "Ihr Zugang zur AMSEL, liebe Frau Otto, kam zunächst durch Ihre langjährige berufliche Tätigkeit als Krankenschwester in der Sozialstation Radolfzell-Singen zustande. Immer wieder hatten und haben Sie in Ihrem Pflegealltag auch MS-Betroffene zu versorgen. Um dies qualifiziert zu bewerkstelligen, absolvierten Sie vor rund 5 Jahren eine Fachfortbildung zur "Pflege bei Multipler Sklerose" mit einem Zertifikat der DMSG. Sie stießen zur AMSEL-Kontaktgruppe im Landkreis Konstanz und sahen dort Handlungsbedarf."

Neben der Organisation von Kontaktgruppenausflügen habe sie die erforderlichen Gelder beschafft und Öffentlichkeitsarbeit betrieben, besonders beim mehrfachen Einsatz des Infomobils im Sommer 2004. "Ein großes Bedürfnis ist Ihnen", so der Vorsitzende an die Adresse der Kontaktgruppenleiterin: "sich ganz persönlich um die Belange von einzelnen Mitgliedern zu kümmern. Zuletzt gelang dies durch die Beschaffung eines Deckenlifters für ein finanziell sehr bedürftiges Ehepaar. Die Frau ist durch MS schwer pflegebedürftig und wird von ihrem bereits sehr betagten Ehemann tagein tagaus versorgt und gepflegt. Durch Ihren Einsatz gelang es, die Finanzierung dieses notwendigen Hilfsmittels über die Pflegekasse und verschiedene Stiftungen umzusetzen. Das Ehepaar freute sich sehr über den Einbau des Lifters noch kurz vor den Weihnachtstagen."

Die Auszeichnung ist mit einem besonderen Preis verbunden: einer Urkunde und der Krankenschwester "Beate", einer Figur in limitierter Auflage.

Redaktion: AMSEL e.V., 19.01.2005