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U-30-Camp am Bodensee: Wertvolle Begegnungen

10.07.09 - 14 junge MS-Erkrankte aus Deutschland und der Schweiz trafen sich zu einem gemeinsamen Wochenende. Zeit, sich intensiv mit der Erkrankung auseinanderzusetzen, aber auch um eine Menge Spaß miteinander zu haben.

Los ging es für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen am Freitagnachmittag. Langsames Eintrudeln und Bezug der Feldbetten in den Zelten, ein erfrischendes Bad im Bodensee und Eis im Strandbad, ein Ausflug nach Radolfzell und eine lustige Runde bei einem kühlen Radler, Dürüm Döner für 14 Personen und einem überforderten Kebabverkäufer.

Die Runde wurde umso enger, als wir uns unter die spärlichen Sonnenschirme quetschen mussten, um nicht vom Regenschauer durchnässt zu werden. Die Stimmung war klasse! Neue, noch nicht dabei gewesene Teilnehmer kamen gleich miteinander ins Gespräch und die Freude über das Wiedersehen der Teilnehmer aus den Camps der Vorjahre war sichtbar, hörbar und spürbar. Der Freitag endete, wie es sich für ein richtiges "Vorglühen" geziemt, spät in der Nacht bei Lagerfeuer, Gelächter und intensiven Gesprächen.

Bombastisches Wetter war bestellt und wurde geliefert. Der Duft des Kaffees und der Brunch im Schatten der grossen Linde lockte die Teilnehmer am Samstagmorgen aus ihren Zeltbetten. Wieder gab es viel Raum und Zeit für Austausch, Badeaktivitäten, Ballspiele, Frisbee und kühle Getränke.

Das Camp stand unter dem Motto "Open Space". Was soviel bedeutet, wie geöffneter oder auch weiter Raum. Selbstorganisiert und selbstverantwortlich sollen die Teilnehmer ihre Anliegen gemeinschaftlich bearbeiten können. Nur wenige Regeln oder besser gesagt Prinzipien kommen im "Open Space" zur Anwendung:

  • wer kommt, ist genau der Richtige
  • was auch immer geschieht, es ist das einzige, was geschehen kann
  • es beginnt, wenn die Zeit reif ist und
    wenn die Energie zu Ende ist, ist die Zeit um.
  • Das "Gesetz der zwei Füße" ist Ausdruck der Freiheit und Selbstverantwortung. Ein Teilnehmer bleibt nur so lange in einer Gruppe, wie er es für sinnvoll erachtet und solange er etwas lernen und beitragen kann. Menschen, die das Gesetz der zwei Füße anwenden, zeigen Verhaltensweisen, die metaphorisch mit den Begriffen "Hummeln" und "Schmetterlingen" ausgedrückt werden könnten. "Hummeln" flattern von Gruppe zu Gruppe und bilden eine Brücke zwischen den Themen durch häufigen Gruppenwechsel. "Schmetterlinge" flanieren und pausieren, sind einfach da.

Der Samstagnachmittag und der Sonntagvormittag galt den in der Gruppe gesammelten Diskussions- und Arbeitsthemen, wie z.B. "wie helfe ich meinen nahestehenden Personen im Umgang mit der Erkrankung?" und "wie gehe ich als Partner mit der Erkrankung um?", Reisen und Freizeit, Entspannung bei Stress, Medikamente, Arbeit und Diagnosemitteilung etc. Zudem standen am Sonntag nach dem Mittagessen zwei Experten für die Expertenrunde zur Verfügung. Ein Neurologe aus Deutschland und eine Psychologin aus der Schweiz standen Rede und Antwort.

Bei der ganzen geistigen Arbeit kam das Urlaubsfeeling aber dennoch nicht zu kurz. Mit einem Grillbüffett, einer Cocktailparty und einem weiteren Lagerfeuer am Samstagabend war auch Zeit für Genuss, Spaß und Erholung. Der Termin für das U-30 in 2010 steht zwar noch nicht genau fest, aber stattfinden wird es in Zusammenarbeit von DMSG und SMSG, der Schweizerischen MS-Gesellschaft. Wir hoffen, dieses Teamwork weiter auszubauen und künftig weitere Projekte in Kooperation anbieten zu können.

Silke Wohlleben

Redaktion: AMSEL e.V., 10.07.2009