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Therapie, Sport und Selbsthilfe bei Multipler Sklerose

AMSEL bietet schon lange Fortbildungen für Multiple Sklerose Erkrankte und Ärzte, damit MS-Erkrankte individuell ihren Bedürfnissen entsprechend optimal behandelt werden. Eine neue Fortbildungsreihe für Physio- und Ergotherapeuten verfolgt dieses Ziel für weitere Behandler MS-Erkrankter. Die Nachfrage ist groß.

Ein bis auf den letzten Platz gefüllter Raum, konzentrierte Teilnehmer und eine Referentin, die MS-Symptome nachstellt - stolpert, spastisch geht, ataktisch greift - und die Teilnehmer nicht mit Fakten überhäuft, sondern im Dialog mit ihnen Lösungen für die Behandlung von MS-Symptomen erarbeitet. Kompakt und praxisnah vermittelte Sabine Lamprecht auf vier Veranstaltungen - zwei in Gerlingen, je einer in Karlsruhe und Konstanz - rund 200 Physio- und Ergotherapeuten neue Perspektiven in der motorischen Therapie MS-Erkrankter.

"Jede Therapie nutzt"

Dies ist das Credo der engagierten Physiotherapeutin und Master of Neurorehabilitation, die MS-Patienten seit mehr als 25 Jahren als sachkundige und motivierte Ansprechpartnerin zur Seite steht, wenn es um die Therapie von MS-Symptomen geht. Und dass Symptome sehr genau analysiert werden müssen, um passend therapiert zu werden. Wie das Beispiel eines MS-Erkrankten zeigt, der nur mühsam Treppen steigen kann. "Wo sind seine Schwächen?", fragt die Fachkompetenzleitung Motorik der neurologischen Rehabilitationskliniken Schmieder die Teilnehmer. Genau hinschauen ist gefragt, um zu erkennen, dass es in dem Fall nicht der Hüftbeuger, sondern der Fußheber ist. "Lösungsorientiert schauen" nennt Lamprecht dies und empfiehlt im konkreten Fall ein bis an die Belastungsgrenze gehendes Training. Das umfasst auch die Motivation des Patienten. "Er muss selbst etwas tun".

Genau zuhören

Das wird oft vernachlässigt, meint die Dozentin der Universitäten Konstanz und Dresden. Dazu gehört aber auch, dem Patienten genau zuzuhören, wenn er über seine Symptome berichtet. "Manche Patienten sagen, sie gingen noch alleine ins Bad. Fragt man aber gezielt nach, so nutzen sie den Rollator bis zur Badezimmertür und gehen lediglich die letzten paar Schritte ohne Hilfsmittel", nennt Lamprecht ein Beispiel. Nachhaken ist also immer gefragt, denn manchmal stellen die Betroffenen ihre Selbständigkeit positiver dar als sie ist.

Mit vielfältigen, auf den ersten Blick auch ungewöhnlich klingenden Tipps – z.B. einen Patienten mit Spastik in der Wade Sprünge üben zu lassen statt anderer üblicherer Konzepte – zeigt die langjährig in der Behandlung MS-Erkrankter erfahrene Referentin mit allen Zwischenschritten und Variationen Möglichkeiten, um verschiedene Funktionen zu üben. Immer mit Blick darauf, dass es darum geht, im Alltag zurecht zu kommen, nennt Lamprecht das oberste Ziel aller physio- und ergotherapeutischen Begleitung von MS-Patienten.

Damit der Alltag besser gelingt

Und gibt damit den Teilnehmern neben Informationen über neue evidenzbasierte Erkenntnisse der Neurorehabilitation neue Impulse für deren praxisnahe Umsetzung in den Therapiealltag. So wie den Mitarbeiterinnen einer Krankengymnastik-Praxis in Stuttgart. Sie sind "total begeistert" über die vielen neuen Ideen und Informationen. "Die Veranstaltung ist so spannend und interessant, dass man gar keine Pause möchte", meinen sie. Und überlegen in der Pause gleich, wie sie Therapieansätze bei ihren MS-Patienten umstellen und neue Therapieziele finden können.

Redaktion: AMSEL e.V., 27.04.2016