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Streicheleinheiten für die Seele sind wichtig

Zusammenhang zwischen Stress und Krankheitsverlauf - Vortrag „Immunsystem und Psyche“ bei der Heilbronner AMSEL-Gruppe.

Stress erhöht die Infektanfälligkeit. Ständiger Zeitdruck, Ärger im Beruf, soziale Konflikte, aber auch Ängste und emotionale Dauerbelastungen schwächen das Immunsystem. Das bestätigen auch Forschungsergebnisse aus der Psycho-Neuro-Immunologie.

Auch bei chronischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) verweisen Studien auf einen Zusammenhang zwischen Stress und Krankheitsverlauf. Zum Thema „Immunsystem, und Psyche“ gab es jetzt einen Fachvortrag bei der Heilbronner Kontaktgruppe „Aktion Multiple Sklerose Erkrankter“ (AMSEL). Es referierte Psychologin und Psychotherapeutin Heike Meißner vom neurologischen Rehabilitationszentrum „Quellenhof“ in Bad Wildbad.

Multiple Sklerose ist eine nicht heilbare Erkrankung des Nervensystems im Gehirn und Rückenmark. Weltweit sind davon etwa 2,5 Millionen Menschen betroffen. In der Bundesrepublik gibt es laut Statistik rund 120 000 Betroffene. MS Patienten leiden unter Lähmungen und Verkrampfungen der Muskulatur. Sie haben teilweise Schwierigkeiten die Bewegungen von Armen und Beinen zu steuern. Auch Sehstörungen, Schwindel, Müdigkeit, Missempfindungen und undeutliches Sprechen können die Folge sein.
„Ganz viele MS Patienten berichten, dass ihre Erkrankung sich in Phasen von Stress und Anspannung verschlechtert hat“ so die Neuropsychologin Heike Meißner. Doch Stress muss nicht immer unbedingt negativ sein. „Wenn wir eine Situation als Herauforderung erleben und nicht das Gefühl haben, wir sind ihr hilflos ausgeliefert, dann ist so eine Art von Stress etwas Positives.“ Und der ist erwiesenermaßen sogar günstig für die Immunreaktion. Das bestätigen jedenfalls Untersuchungen.

Doch wie verhält man sich, wenn’s wirklich stressig wird? „Tun Sie sich etwas Gutes“, riet Meißner. Wer gut für sich selber sorge, könne auch belastende Situationen besser bewältigen. Auf den ersten Blick macht Stress den Körper erstmal leistungsfähiger. Hormone werden ausgeschüttet. Dadurch werden Zucker und freie Fettsäuren aus den Energiespeichern der Leber, der Muskulatur und des Fettgewebes vermehrt freigesetzt. Die Durchblutung wird erhöht. Der Puls beschleunigt sich. Das Herz schlägt schneller. Und der Körper ist bereit auf den äußeren Reiz, den Stressauslöser, blitzschnell zu reagieren. „Bei unseren Vorfahren war dies der Fall, wenn sie kämpfen oder fliehen mussten“ so Meißner. Doch langfristig schade Stress. Denn er beeinflusse das Immunsystem. Doch Stress muss man nicht hilflos ausgeliefert sein. So das Fazit der Referentin.

Gegen belastende Situationen lasse sich schon vorbeugend eine Menge tun. Zeitmanagement, Entspannungstechniken, leichtes Ausdauertraining, hießen die Strategien für die Zuhörer im evangelischen Gemeindezentrum im Kreuzgrund. Und auf genügend „Auszeiten“ achten. „Strukturieren Sie Ihre Arbeit in sinnvolle Zeitintervalle. Planen Sie Pausen ein. Setzen Sie Prioritäten. Viele Dinge können warten. Es muss nicht alles sofort sein.“ Auch sei es wichtig auf die persönliche Leistungskurve zu achten. Auch Dinge an andere zu delegieren, entlaste die Psyche. Entspannungstechniken wie autogenes Training, Yoga oder progressive Muskelentspannung helfen ebenfalls bei der Stressbewältigung.

Streicheleinheiten für die Seele sind wichtig. „Verwöhnen Sie sich oder lassen Sie sich verwöhnen.“ Nachweislich positiv auf die Immunreaktion wirke es außerdem, wenn man sich „emotional“ öffne. Das könne in Gespräche mit anderen Betroffenen oder mit Freunden sein. Aber auch ein Tagebuch, um die eigenen Gedanken festzuhalten. „Tun Sie was Ihnen gut tut“. Alles was Freude macht sei auch erlaubt. Denn davon profitiert die Psyche. Und: „Leben Sie so normal wie möglich. Und nehmen Sie Herauforderungen an.“ gab Psychologin Heike Meißner den Betroffenen zum Abschluss mit auf den Weg.

Von Birgit Obenland

Redaktion: AMSEL e.V., 02.03.2006