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Pflege-Symposium, zweiter Teil

28.11.08 - Experten - hautnah, das erlebten die Teilnehmer beim AMSEL-Pflege-Symposium "Alltagsbewältigung bei Multipler Sklerose".

Das Thema Pflege ist so vielschichtig wie spannend. Dies jedenfalls zeigte das AMSEL-Symposium "Alltagsbewältigung bei MS" am Samstag, 22. November 2008 mit rund 150 Teilnehmern. 8 hochkompetente Referenten widmeten sich vielerlei Aspekten. - Heute die Berichte zu zwei Workshops: "Rund um den Rollstuhl" und "Fragen an Experten".

RUND UM DEN ROLLSTUHL

Ute Schmid hat die Rollstuhlabteilung im Quellenhof ins Leben gerufen. 100 Rollstühle gibt es inzwischen vor Ort zum Ausprobieren und für Übungsfahrten. Testfahren ist wichtig, genauso die individuelle Anpassung. Und da liegt oft einiges im Argen.

Beim Workshop des AMSEL-Symposiums ging es daher auch gleich zur Sache. Eine Ordensschwetser fragte sich, was mit ihrer Armlehne nicht stimme. Kurzer Blick der Expertin: "Sie haben Schmerzen in der rechten Schulter?" - "Ja!" Eine genaue Inspektion der Armlehne, zeigt, dass sie zu hoch eingestellt ist, das Bedienteil des E-Rollis zu weit von der Hand entfernt ist und außerdem ein geformtes weiches Armpolster statt der harten Standardausrüstung vorzuziehen wäre.

Mit angezogenen Knien im Rollstuhl...

Nächster Fall: Eine Frau fragt sich, ob ihr Mann richtig im Rollstuhl sitzt. Schon der Laie erkennt die angezogenen Knie des MS-Patienten. Der selbst spürt bislang keine Probleme mit dem Rollstuhl, da er ihn nur selten nutzen muss. "Aber das würde sich ruckzuck ändern, wenn sie einmal länger darin sitzen müssen: Besser, Sie unternehmen gleich etwas dagegen," so Ute Schmid.

Weder Sitztiefe noch Sitzhöhe stimmen hier, auch die Rückenlehne ist zu kurz für den großen Mann. "Außerdem sollten Sie sich ein geformtes weiches Sitzkissen besorgen, denn als Dauersitzer hätten Sie in diesem Stuhl sehr schnell ein Druckgeschwür." Ein Teilnehmer kennt sich aus, sieht von der letzten Reihe aus, dass außerdem der Kippschutz nicht funktionieren würde. Hier müssten größere Räder her. Der Patient hat Glück im Unglück: Der Kauf ist erst ein paar Wochen her. Er sollte seine völlig unpassende Mobilitätshilfe also zurück ins Sanitätshaus bringen.

Im Sanitätshaus als Kunde auftreten, nicht als Bittsteller

Apropos Sanitätshaus: Man müsse aufpassen. Viele dieser Einzelhändler versuchten, ihren Lagerbestand abzuverkaufen, das Personal ist häufig unzureichend geschult. Am sichersten sei man da bei einem Verkäufer, der selbst im Rolli sitzt.

Auch die Kassen sind ein Problem, lassen sich Zeit mit der Genehmigung eines Rollstuhles, erlauben mitunter nur 1.400- Euro-Stühle zu, wo einer für 3.000 Euro nötig wäre. Früher bekamen Rollifahrer zwei Stühle: einen für drin, einen für draußen, was ja auch den unterschiedlichen Begebenheiten entspricht. Draußen ist für Berg- und Talfahrt ein Restkraftverstärker notwendig, während das Koloss drinnen eigentlich nur stört.

Heute kann man dies nur umgehen, indem man nachträglich ein zusätzliches Räderset (und doppelten Kippschutz) beantragt, etwa mit der Begründung, dass selbständiges Einkaufen nur mit restkraftverstärkten Rädern möglich ist. Diese Räder funktionieren ähnlich wie eine Servolenkung: wenig Aufwand, viele Meter.

FRAGEN AN EXPERTEN

2 mal 45 Minuten mit je 3 Neurologen: PD Dr. Peter Flachenecker, Dr. Martin Rösener und Prof. Horst Wiethölter antworteten den Workshopteilnehmern im Untergeschoss des Hotel Maritim. Und die Teilnehmer genossen diese Nähe sehr, genauso wie die Zeit, die sich die Neurologen in den kleinen Gesprächsrunden im Rahmen des Pflegesymposiums nehmen konnten.

Trotz Tabletten treten nachts Schmerzen auf, stören den Schlaf des Patienten: Was kann ich tun? "Die Tabletten abends nehmen und zusätzlich Krankengymnastik einsetzen," lautet der knappe wie wichtige Hinweis von Dr. Peter Flachenecker.

Eine Patientin hat schmerzhafte Missempfindungen im Schienbein. Hier rät der Neurologe zu Lyrica, abends eingenommen, und zwar langsam aufdosiert, beginnend mit 25 mg. Ibuprofen helfe nicht gegen diese Art Schmerzen. Aber, nein, auf den Magen schlage Lyrica nicht, nur keine Sorge!, so der Chefarzt des Quellenhofs in Bad Wildbad.

Nicht zu vergessen neben der Basistherapie sei einfach die symptomatische Therapie, genauso die Reha, die zwar nicht ursächlich hilft, jedoch einige Symptome erleichtern hilft udn den Umgang mit ihnen schult. Seine Erfahrung habe gezeigt, so der Rehablititationschefarzt, dass Patienten, die ein Mal im Jahr eine Rehamaßnahme machen, die stabileren Patienten seien. Studien belegen das ebenfalls. Zwar heißt es, Reha sei grundsätzlich nur alle vier Jahre möglich, doch das ist eine Frage der Begründung.

Redaktion: AMSEL e.V., 28.11.2008